Table Of ContentPerspektiven der Mathematikdidaktik
Gabriele Kaiser Hrsg.
Claudia Lazarevic
Professionelle Wahrnehmung
und Analyse von Unterricht
durch Mathematiklehrkräfte
Eine fallrekonstruktive Studie
Perspektiven der Mathematikdidaktik
Herausgegeben von
G. Kaiser, Hamburg, Deutschland
In der Reihe werden Arbeiten zu aktuellen didaktischen Ansätzen zum Lehren und
Lernen von Mathematik publiziert, die diese Felder empirisch untersuchen, quali-
tativ oder quantitativ orientiert. Die Publikationen sollen daher auch Antworten zu
drängenden Fragen der Mathematikdidaktik und zu offenen Problemfeldern wie
der Wirksamkeit der Lehrerausbildung oder der Implementierung von Innovatio-
nen im Mathematikunterricht anbieten. Damit leistet die Reihe einen Beitrag zur
empirischen Fundierung der Mathematikdidaktik und zu sich daraus ergebenden
Forschungsperspektiven.
Herausgegeben von
Prof. Dr. Gabriele Kaiser
Universität Hamburg
Claudia Lazarevic
Professionelle
Wahrnehmung
und Analyse von
Unterricht durch
Mathematiklehrkräfte
Eine fallrekonstruktive Studie
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Gabriele Kaiser
Claudia Lazarevic
Hamburg, Deutschland
Dissertation Universität Hamburg, 2015
Diese Untersuchung wurde im Rahmen eines Promot ionsstipendiats der Bischöflichen
Studienförderung Cusanuswerk unterstützt.
Perspektiven der Mathematikdidaktik
ISBN 978-3-658-16636-6 ISBN 978-3-658-16637-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-16637-3
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Geleitwort
Die Dissertation von Claudia Lazarevic zum Thema „Professionelle
Wahrnehmung und Analyse von Unterricht durch Mathematiklehrkräfte.
Eine fallrekonstruktive Studie“ befasst sich mit einer für den derzeitigen
Mathematikunterricht hochaktuellen Fragestellung, nämlich der Frage,
wie sich die professionelle Kompetenz von Lehrkräften beschreiben
lässt, wobei sich Claudia Lazarevic auf die Zeit der Berufseinstiegsphase
beschränkt. Claudia Lazarevic entwickelt dabei unter Bezug auf die ak-
tuelle Diskussion zur professionellen Kompetenz von Lehrkräften ein
eigenes Konstrukt der professionellen Wahrnehmung und der unterricht-
lichen Analysepraxis als Facette der professionellen Kompetenz von
Lehrkräften. Mit der Entwicklung dieses neuen Konstrukts, das an aktu-
elle Diskussionen zur professionellen Wahrnehmung von Unterricht (im
Englischen „Noticing“ genannt) sowie an entscheidungsorientierte An-
sätze anknüpft, setzt sie im Rahmen der aktuellen Diskussion eigene
Akzente, die die Orientierungen und das Wissen der Lehrkraft und deren
Einfluss auf die Wahrnehmung von Unterricht berücksichtigt. Ziele der
Arbeit sind die empirische Rekonstruktion der Arten unterrichtlicher Ana-
lysepraxen bei Lehrkräften in der Phase des Berufseinstiegs, eine Typo-
logisierung der unterrichtlichen Analysepraxen und Identifikation von
Hinweisen für eine erfolgreiche Unterrichtsanalyse.
Die Arbeit geht fallrekonstruktiv vor, d.h. die obigen Fragestellungen
werden mittels einer Fallstudie bearbeitet, in der es nicht um generali-
sierbare Aussagen in einem quantitativen Design geht, sondern es wer-
den qualitativ orientierte Detailstudien durchgeführt, die die Varianz der
verschiedenen Analysepraxen aufzeigen wollen. Dazu wird ein Modell
entwickelt, das die Zusammenhänge zwischen dem Wissen und den
Orientierungen der Lehrkraft und deren Analyse des Unterrichts darstellt.
Damit knüpft die Dissertation an die aktuelle Diskussion zur Wahrneh-
mung unterrichtlicher Ereignisse bei (Mathematik-) Lehrkräften an, die
sowohl im nationalen wie internationalen Raum seit einigen Jahren ge-
führt wird,
Die Dissertation ist aber nicht nur in der Mathematikdidaktik angesiedelt,
sondern ist auch in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen zur
VI Geleitwort
Wahrnehmung von Unterricht und dessen Analyse aus einer mathemati-
schen, einer mathematikdidaktischen und einer erziehungswissenschaft-
lichen Perspektive eingebettet. Dabei schließt die Studie theoretisch an
die internationale Vergleichsstudie „Teacher Education and Development
Study in Mathematics“ (TEDS-M) und deren Folgestudie TEDS-FU an.
Mit dieser komplexen Anlage der Studie zwischen Mathematikdidaktik
und Erziehungswissenschaft – und dort insbesondere den Ansätzen der
Lehrerprofessionsforschung – werden wissenschaftliche Ergebnisse auf
einem hohen Niveau möglich. Insgesamt wird bereits mit dieser komple-
xen und anspruchsvollen Anlage der Studie und dem methodisch inno-
vativen und äußerst sorgfältigen Vorgehen der Entwicklung einer Video-
vignette und darauf basierenden Lehrerinterviews, die mittels der Me-
thode Grounded Theory ausgewertet werden, die Studie auf ein außer-
gewöhnlich hohes Niveau gehoben und scheint geeignet, sowohl der
Mathematikdidaktik als auch der erziehungswissenschaftlichen Diskus-
sion zur Lehrerprofessionalisierung entscheidende Impulse zu geben.
Abschließend möchte ich feststellen, dass die Dissertation von Claudia
Lazarevic ein hohes Reflexionsniveau aufweist mit einer bemerkenswer-
ten theoretischen Tiefe. Sie verbleibt nicht auf einer deskriptiven Ebene,
sondern leistet einen Beitrag zur Theorieentwicklung fachdidaktischer
Forschung im Bereich der Lehrerkompetenz, eingeschränkt auf den für
die Unterrichtspraxis zentralen Bereich der Wahrnehmung und Analyse
von Unterricht.
Es ist zu hoffen, dass es Claudia Lazarevic mit dieser Studie gelingen
wird, sowohl der Mathematikdidaktik als auch der erziehungswissen-
schaftlichen Diskussion zur Lehrerprofessionalisierung entscheidende
Impulse zu geben.
Hamburg, 29.10.2016 Gabriele Kaiser
Inhaltsverzeichnis VII
Danksagung
Während meiner Zeit der Forschung und des Schreibens dieser Disser-
tationsschrift wurde ich von vielen Menschen unterstützt, bei denen ich
mich an dieser Stelle bedanken möchte.
Zunächst bedanke ich mich bei meiner Doktormutter Prof. Dr. Gabriele
Kaiser, die mir den Weg in die mathematikdidaktische Forschungsland-
schaft erst eröffnet und stets inspirierende Gedanken für meine Arbeit an
mich herangetragen hat.
Ein großer Dank geht an das gesamte Forschungskolloquium von
Prof. Dr. Kaiser, dessen Mitglieder durch konstruktive Diskussionen um
Methoden und Inhalte meine Arbeit stets bereicherten.
Ich danke darüber hinaus allen Lehrkräften, die an der Studie teil-
genommen haben, sowie allen an den Filmaufnahmen beteiligten Ler-
nenden und Lehrenden.
Mein letzter Dank geht an meine Familie und meine Freunde, die stets
mit offen Ohren, unterstützenden Worten, lesenden Augen und helfen-
den Händen für mich da waren. Insbesondere meiner Mutter, meiner
Schwiegermutter und Annika, die mich in den letzten Monaten bei der
Betreuung meiner Kinder tatkräftig unterstützt haben und ohne die ich
diese Arbeit wohl nicht fertig gestellt hätte, danke ich von Herzen.
Meinem Mann, der mich immer wieder motivierte weiterzumachen, danke
ich für seinen stetigen Optimismus und Teamgeist von Anfang bis Ende
meiner Forschungsarbeit.
Inhaltsverzeichnis IX
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort ................................................................................................ V
Danksagung ........................................................................................... VII
1 Einleitung ............................................................................................. 1
Teil I: Theoretische Überlegungen ........................................................ 5
2 Wahrnehmung und Analyse von Unterricht als Teil der
Professionalität einer Lehrkraft ............................................................ 5
2.1 Traditionelle Zugänge zur Erforschung des Lehrberufs .............. 5
2.1.1 Zur Rolle der Lehrkraft im Unterricht ................................. 7
2.1.2 Persönlichkeitsansatz ........................................................ 9
2.1.3 Expertise- und Kompetenzforschung .............................. 12
2.1.4 Strukturtheoretischer Ansatz ........................................... 29
2.2 Ein Modell der Analysepraxis .................................................... 34
2.2.1 Wissen und Orientierungen als Basis eines
Entscheidungsprozesses ................................................ 34
2.2.2 Professionelle Wahrnehmung und Analyse von
Unterricht ......................................................................... 44
2.2.3 Konsequenzen für die vorliegende Arbeit ....................... 49
3 Üben im Mathematikunterricht als Anforderungsbereich an
Lehrkräfte ........................................................................................... 58
3.1 Grundlegende didaktische Position ........................................... 58
3.2 Überfachliche Unterrichtsqualität .............................................. 60
3.3 Üben im Mathematikunterricht ................................................... 62
3.4 Anforderungen an Lehrkräfte zum Üben im Mathematik-
unterricht .................................................................................... 68
Teil II: Methodologie und methodisches Vorgehen ........................... 73
4 Methodologische Verortung ............................................................... 74
5 Teilnehmerinnen ................................................................................ 82
X Inhaltsverzeichnis
6 Instrumente ........................................................................................ 88
6.1 Videovignette ............................................................................. 88
6.1.1 Inhaltliche Gestaltung der Videovignette ......................... 89
6.1.2 Formale Gestaltung der Videovignette ............................ 98
6.1.3 Mehrperspektivische Diskussion der Videovignette ...... 100
6.2 Interviews ................................................................................. 100
7 Auswertung der Unterrichtsanalysen ............................................... 106
7.1 Transkription ............................................................................ 111
7.2 Offenes Kodieren ..................................................................... 113
7.3 Axiales Kodieren ...................................................................... 122
7.3.1 Orientierungen ............................................................... 124
7.3.2 Wissen ........................................................................... 126
7.3.3 Unterrichtspraktischer Bezug ........................................ 127
7.3.4 Alternativen ................................................................... 128
7.3.5 Bewertungen ................................................................. 129
7.4 Selektives Kodieren ................................................................. 130
7.5 Zusammenfassung der axialen und selektiven Kodierung ...... 131
7.6 Typenbildung ........................................................................... 134
Teil III: Ergebnisse .............................................................................. 139
8 Typen der Analysepraxis .................................................................. 140
8.1 Wissensbasierte Analysepraxis ............................................... 141
8.1.1 Idealtypus – Wissensbasiert ......................................... 141
8.1.2 Prototypen – Wissensbasierte Analysepraxis ............... 142
8.2 Orientierungsbasierte Analysepraxis ....................................... 167
8.2.1 Idealtyp – Orientierung .................................................. 167
8.2.2 Prototypen – Orientierungsbasierte Analysepraxis ....... 168
8.3 Unterrichtspraktische Analysepraxis ....................................... 195
8.3.1 Idealtyp – Unterrichtspraktische Bezüge ....................... 195