Table Of ContentMedizinische Informatik und Statistik
Band 1 : Medizinische Informatik 1975. Friihjahrstagung Band 18: R.-J. Fischer, Automatische Schreibfehler
des Fachbereiches Informatik der GMDS. Herausge korrektur in Texten. Anwendung auf ein medizinisches
geben von P. L. Reichertz. VII, 277 Seiten. 1976. Lexikon. X, 89 Seiten. 1980.
Band 2: Alternativen medizinischer Datenverarbeitung. Band 19: H. J. Rath, Peristaltische Str6mungen. VIII,
Fachtagung Miinchen-GroBhadern 1976. Herausge 119 Seiten. 1980.
geben von H. K. Selbmann, K. Oberla und R. Greiller.
Band 20: Robuste Ver/ahren. 25. Biometrisches
VI, 175 Seiten. 1976.
Kolloquium der Deutschen Region der Internationalen
Band 3: Informatics and Medecine. An Advanced Biometrischen Gesellschaft, Bad Nauheim, Marz 1979.
Course. Edited by P. L. Reichertz and G. Goos. VIII, 712 Herausgegeben von H. Nowak und R. Zentgraf. V, 121
pages. 1977. Seiten.1980.
Band 4: Klartextverarbeitung. Friihjahrstagung,
Band 21: Betriebsarztliche Informationssysteme. Friih
GieBen, 1977. Herausgegeben von F. Wingert. V, 161
jahrstagung, Miinchen, 1980. Herausgegeben von J. R.
Seiten.1978.
M6hr und C. O. K6hler. (vergriffen)
Band 5: N. Wermuth, Zusammenhangsanalysen Medi
Band 22: Modelle in der Medizin. Theorie und Praxis.
zinischer Daten. XII, 115 Seiten. 1978.
Herausgegeben von H. J. Jesdinsky und V. Weidtman.
Band 6: U. Ranft, Zur Mechanik und Regelung des XIX, 786 Seiten. 1980.
Herzkreislaufsystems. Ein digitales Simulationsmodell.
XV, 192 Seiten. 1978. Band 23: Th. Kriedel, Effizienzanalysen von Gesund
heitsprojekten. Diskussion und Anwendung auf Epi
Band 7: Langzeitstudien iiber Nebenwirkungen Kontra
lepsieambulanzen. XI, 287 Seiten. 1980.
zeption - Stand und Planung. Symposium der
Studiengruppe "Nebenwirkungen oraler Kontrazeptiva Band 24: G. K. Wolf, Klinische Forschung millels
- Entwicklungsphase", Miinchen 1977. Herausge verteilungsunabhangiger Methoden. X, 141 Seiten.
geben von U. Kellhammer. VI, 254 Seiten. 1978. 1980.
Band 8: Simulationsmethoden in der Medizin und Band 25: Ausbildung in Medizinischer Dokumentation,
Biologie. Workshop, Hannover, 1977. Herausgegeben Statistik und Datenverarbeitung. Herausgegeben von
von B. Schneider und U. Ranft. XI, 496 Seiten. 1978. W. Gaus. X, 122 Seiten. 1981.
Band 9: 15 Jahre Medizinische Statistik und Dokumen Band 26: Explorative Datenanalyse. Friihjahrstagung,
tation. Herausgegeben von H.-J. Lange, J. Michaelis Miinchen, 1980. Herausgegeben von N. Victor, W.
und K. Oberla. VI, 205 Seiten. 1978. Lehmacher und W. van Eimeren. V, 211 Seiten. 1980.
Band 10: Perspektiven der Gesundheitssystemfor Band 27: Systeme und Signalverarbeitung in der
schung. Friihjahrstagung, Wuppertal, 1978. Heraus Nuklearmedizin. Friihjahrstagung, Miinchen, Marz
gegeben von W. van Eimeren. V, 171 Seiten. 1978. 1980. Proceedings. Herausgegeben von S. J. P6ppl
Band 11: U. Feldmann, Wachstumskinetik. Mathema und D. P. Pretschner. IX, 317 Seiten. 1981.
tische Modelle und Methoden zur Analyse altersabhan Band 28: Nachsorge und Krankheitsverlaufsanalyse.
giger populationskinetischer Prozesse. VIII, 137 25. Jahrestagung der GMDS, Erlangen, September
Seiten.1979. 1980. Herausgegeben von L. Horbach und C. Duhme.
Band 12: Juristische Probleme der Datenverarbeitung XII, 697 Seiten. 1981.
in der Medizin. GMDS/GRVI Datenschutz-Workshop
Band 29: Datenquellen fOr Sozialmedizin und Epide
1979. Herausgegeben von W. Kilian und A. J. Porth.
miologie. Herausgegebenvon R. Brennecke, E. Greiser,
VIII, 167 Seiten. 1979.
H. A. Paul und E. Schach. VIII, 277 Seiten. 1981.
Band 13: S. Biefang, W. K6pcke und M. A. Schreiber,
Band 30: D. M6l1er, Ein geschlossenes nichtlineares
Manual fiir die Planung und Durchfiihrung von
Therapiestudien. IV, 92 Seiten. 1979. Modell zur Simulation des Kurzzeitverhaltens des
Kreislaufsystems llnd seine Anwendung zur Identifi
Band 14: Datenprasentation. Friihjahrstagung, Heidel kation. XV, 225 Seiten. 1981.
berg 1979. Herausgegeben von J. R. M6hr und C. O.
K6hler. XVI, 318 Seiten. 1979. Band 31: Qualitatssicherung in der Medizin. Probleme
und L6sungsansatze. GMDS-Friihjahrstagung, Tiibin
Band 15: Probleme einer systematischen Friiherken
gen, 1981. Herausgegeben von H. K. Selbmann, F. W.
nung. 6. Friihjahrstagung, Heidelberg 1979. Heraus
Schwartz und W. van Eimeren. Vi!, 199 Seiten. 1981.
gegeben von W. van Eimeren und A. NeiB. VI, 176
Seiten, 1979. Band 32: 0110 Richter, Mathematische Modelle fOr die
klinische Forschung: enzymatische und pharmako
Band 16: Informationsverarbeitung in der Medizin
-Wege und Irrwege-. Herausgegeben von C. Th. Ehlers kinetische Prozesse. IX, 196 Seiten, 1981.
und R. Klar. XI, 796 Seiten. 1979. Band 33: Therapiestudien. 26. Jahrestagung der
Band 17: Biometrie - heute und morgen. Interregio GMDS, GieBen, September 1981. Herausgegeben von
nales Biometrisches Kolloquium 1980. Herausgegeben N. Victor, J. Dudeck und E. P. Broszio. VII, 600 Seiten.
von W. K6pcke und K. Oberla. X, 369 Seiten. 1980. 1981.
Medizinische Informatik
und Statistik
Herausgeber: S. Koller, P L. Reichertz und K. Oberla
35
Hans-Jurgen Seelos
Prinzipien
des Projektmanagements
im Gesundheitswesen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York 1982
Reihenherausgeber
S. Koller P. L. Reichertz K. Oberla
Mitherausgeber
J. Anderson G. Goos F. Gremy H.-J. Jesdinsky H.~J. Lange
B. Schneider G. SegmOller G. Wagner
Autor
Hans-JOrgen Seelos
AktienstraBe 40
4330 MOlheim/Ruhr
ISBN-13:978-3-540-11582-3 e-ISBN-13:978-3-642-81848-6
001: 10.1007/978-3-642-81848-6
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Seeloa, Hana-Jlirgen: Prinzipien des Projektmanagements im Gesund
heitswesen I Hans-Ji.irgen Seelos. -Berlin; Heidelberg; New York:
Springer, 1982.
(Medizinlsche Informatik und Statistik; 35)
ISBN-13:978-3-540-11582-3
NE:GT
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for other than private use, a fee is payable to "Verwertungsgesellschaft Wort", Munich.
© by Springer-Verlag Bertin Heidelberg 1982
2145/3140-543210
v 0 r w 0 r t
Die Anregung zu dieser Arbeit geht zurUck auf ein gleichlautendes Refe
rat der Herren Dr.med.vet. K. Rosenkranz und Prof.Dr.med. P.L. Reichertz
vom Department fUr Biometrie und klinische lnformatik der Medizinischen
Hochschule Hannover, vorgetragen bei der 3. Hannoverschen Tagung Uber
Medizinische Informatik im Jahre 1974.
Die vorliegende Monographie verfolgt die Zielsetzung, allgemeine Grund
satze des Projekt-Managements im Bereich des Gesundheitswesens in der
Form eines "Projekthandbuches" zusammenzustellen.
Zielgruppe sind alle FUhrungskrafte sowie deren Mitarbeiter, die sich
mit der Planung, DurchfUhrung und Uberwachung von (Datenverarbeitungs-)
Projekten im Bereich des Gesundheitswesens beschaftigen od er diese Ta
tigkeit anstreben.
lm Gegensatz zu Autoren, die dieses Thema im Hinblick aUf spezielle,
z.B. datenverarbeitungs-technische Anwendungen behandeln, wurde hi er
das Hauptgewicht auf eine interdisziplinare Darstellung des Projekt
Managements gelegt und die AusfUhrungen zugunsten einer universellen
Ubertragbarkeit bewuat generalisierend abgefaat. Auf eine Beschreibung
einschlagiger Verfahren, beispielsweise der Analyse-, ldeenfindungs-,
Kommunikations-, Programmier- und Darstellungstechniken muate aus
PlatzgrUnden an dieser Stelle leider verzichtet werden. Der interes
sierte Leser sei deshalb auf die angegebenen Literaturzitate verwiesen.
Mein besonderer Dank gilt den Herausgebern dieser Reihe und dem Sprin
ger-Verlag, die es erm5g1icht haben, diese Monographie einer brei ten ~f
fentlichkeit zuganglich zu machen. DarUber hinaus bleibt es mir eine an
genehme Pflicht, den vielen Fachkollegen zu danken, die durch Hinweise
auf Liter&tur und Uberlassung von Sonderdrucken zur Qualitat und Aktua
litat dieser Arbeit beigetragen haben.
MUlheim a.d. Ruhr, im Mai 1982 Hans-JUrgen Seelos
INHALTSVERZEICHNIS
Einlei tung .......•.....••..•.......•..........•........•..
2 Projekt. . . • . . . . . . . . • . . . • . . . . • • • . . • • • • . . • . • • • • . . • • • . . . . • . . . 6
2.1 Definition. . • . . • • • . . . . • . . . . . • . . • . • . . • • . • . . . . • . . . • • . • . 6
2.2 Kriterien............................................ 8
2. 3 Typen. . • . . • . . . . . . . . . • . . . . . • . • . . . • • . • . . • • • . • • . . • • • . • • . 1 4
2.4 Abwicklung .•......•..........•.............•.....•... 17
3 Systementwicklung ..•....••..••.•..••.•••..•••..••.•••.•.•• 25
3.1 Analyse... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.2 Defini tion ....•......•.........•....•..•..•....•.•.•• 29
3.3 Realisierung......................................... 32
3.4 EinfUhrung........................................... 33
3.5 Benutzung............................................ 35
4 Environment ....•..•.............•..........•.•...•••.•.•... 38
4.1 Interessengruppen .•.•••.•.••......•.•..•....•...•..•. 38
4.2 lrztliche Methodik •.•........•.•..•..•.•..•..••...••. 42
4.3 Medizinische Fachgebiete .........••...••..•.......... 51
4.4 Funktionen medizinischer Versorgung ....•............. 60
4.5 Gesundheitssysteme ........•............•••.•.••.••... 68
4.6 Projekttrager........................................ 72
5 Management ........•..............................•........ 75
5.1 Ins tanzen ............................................ 75
5.2 Organisationsformen .•..•...............•.........•.•. 86
5.3 Funktionen........................................... 91
5.4 FUhrung.............................................. 98
5.5 Kommunikation........................................ 109
6 Berichtswesen .•.....•..•.....•..........•...........•..... 116
6.1 Organisation ....•••....•...•.......•••.••...••.•....• 116
6.2 Elemente ......•..••.•...............................• 118
7 Dokumentation............................................. 122
7.1 Anforderungen. . . . . • . . . • . . . • . . . . . . • . . . • . . . . . . . . . • . . . . . 123
7.2 Ordnungskriterien.................................... 125
7.3 Organisationsmittel ..•...•.........•..............•.. 126
8 Beurteilung .....•..•...............•...................... 129
8.1 Voraussetzungen ..........••..•..•..•.••..•..•....•..• 129
8.2 Vorteile ....•••••..••......•....•..•.....•..•..•.•... 130
8.3 Gefahren. . . . . . • . . . • . • • • • • • . • • . . . . . • . . • • • • • • • . . . • • . • • .. 130
Literaturverzeichnis 132
Stichwortverzeichnis 141
Einleitung
Synoptisch betrachtet zeichnet sich die gegenwartige Situation im Ge
sundheitswesen einerseits durch eine Kostenexplosion, andererseits
durch anspruchsvollere Ziele der Gesundheitsversorgung (patient care)
aus, wie etwa Verbesserung in bezug auf
- Wirtschaftlichkeit,
- Qualitat,
- VerfUgbarkeit und
- Gleichwertigkeit.
Es ist zu belegen, daB die Kosten der Gesundheitsversorgung einen star
keren Anstiegsgradienten aufweisen als das nationale Bruttosozialpro
dukt der Industrielander /99/. Beispielsweise haben sich die Ausgaben
der gesetzlichen Krankenversicherung im Zeitraum von 1960 bis 1980 ver
neunfacht. Selbst wenn man Krankengeld und Unfallrente von den Gesund
heitskosten abzieht, mUssen in der Bundesrepublik Deutschland mittler
weile rund 10 % des Bruttosozialprodukts fUr die Finanzierung des Ge
sundheitswesens aufgewandt werden /106/. Diese Kostensteigerungen be
ruhen auf vielfaltigen Ursachen /84/, unter anderem in der
- allgemeinen Preis- und Gehaltsentwicklung,
- steigenden Zahl differenzierter und kostenaufwendiger Diagnose- und
Therapieverfahren sowie in der
- zunebmenden Inanspruchnahme von Einrichtungen arztlicher Versorgung
und Gesundbeitsleistungen durch die Bevolkerung, die noch durch das
breite Angebot prophylaktischer Verfahren neben den kurativen MaMnah
men gesteigert wird.
Es ist daher nicht verwunderlich, wenn vor diesem Hintergrund zuneh
mend betriebsokonomische Aspekte, d.h. Fragen der medizinischen Effek
tivitat und okonomischen Effizienz von Gesundheitssystemen in den Blick
punkt der offentlichen Diskussion gerUckt sind /111/. Von besonderer
struktureller Bedeutung sind dabei Phanomene und Auswirkungen des Pano
ramawandels der Krankheiten /95, 106, 129, 132/.
Aus dieser Situation erwachst der Zwang, zur Lasung der anstehenden Pro
bleme neue Organisationsformen und Verfahrensweisen - insbesondere pra
xisgerechte Instrumente zur UnterstUtzung informationsverarbeitender
Prozesse im Gesundheitswesen /10, 11/ - zu entwickeln und diese einzu-
2
set zen /28, 88, 106, 111, 132/. Die bisherigen Erfahrungen haben jedoch
gezeigt, da~ viele der oft gro~ angelegten (DV-)Projekte mit dem Ziel
systematischer Innovation im Gesundheitswesen die gesteckten Ziele nicht
in dem vorgegebenen Rahmen resp. nur mit erheblichem finanziellen Auf
wand und/oder Terminverzogerungen erreichen konnten oder an mangelnder
Benutzerakzeptanz scheiterten /111/. "Wahrend es anfangs noch recht
schwierig war, die zum Teil noch sehr "bockige" neue Technologie in den
Griff zu bekommen, so es schon als Ereignis gewertet wurde, "wenn
da~
irgendwo etwas lief", hauften sich bald die Beobachtungen, anschei
da~
nend folgerichtig konzipierte Systeme die Nadelprobe der
routinema~igen
Anwendung nicht bestanden, obgleich die technischen Voraussetzungen ge
geben schienen, oder daB diese Routineanwendungen ihre Innovatoren nicht
Uberlebten, zumindest nicht ihr Verweilen an dem Ort des Geschehens"
/82/. In der Literatur /5,21,70,82,89,100,101,103,106,111/ wer
den hierfUr mannigfache GrUnde angefUhrt. Die wichtigsten Aspekte seien
nachfolgend genannt.
In erster Linie zeichneten sich die zu realisierenden Projekte durch
eine zunehmende Komplexitat in technischer, wirtschaftlicher und gesund
heitspolitischer Hinsicht aus. Dennoch glaubte man oft auf die Schaf
fung einer projektspezifischen Organisationsform verzichten zu konnen
und versuchte, mit den vorhandenen finanziellen und personellen Ressour
cen, das Projekt im Rahmen der bestehenden Organisationsstruktur abzuwik
keln.
Anwender, Entscheidungs- und Abstimminstanzen sowie andere am Projekt Be
teiligte waren infolge mangelnder Erfahrung in der Abwicklung von Projek
ten zu Beginn meist ungeduldig: sie wollten moglichst schnell Uber Ergeb
nisse verfUgen. Die Folge war eine fehlende oder reduzierte Projektpla
nung, es wurde zu frUh und zu wenig Uberlegt mit der DurchfUhrung begon
nen, nicht ausgetestete Verfahren wurden fUr die Anwendung freigegeben.
Verstarkend wirkte, daB zu optimistische Aufwandsschatzungen, die bei
oberflachlicher Planung nur schwer erkennbar waren, haufig Qualitat und
Termine gefahrdeten und KostenUberschreitungen verursachten.
Vielfach wurden auch die analytischen Voraussetzungen bei der Realisie
rung von DV-Projekten erheblich unterschatzt, und es fehlte die notwen
dige Durchdringung der arztlichen und der von der Computerwissenschaft
herkommenden Technologie /57, 82/. "Der oftmals nicht ausgesprochene Ge
danke von seiten der beteiligten Nichtmediziner, es endlich Zeit sei,
da~
durch klare Zielvorstellungen Ordnung in das Gebaude der praktischen Me-
3
dizin zu bringen, ist zwar berechtigt, nur konnte die erstrebte Klarheit
nicht in der Ignoranz der Probleme bestehen" /84/. Die offensichtliche
Begeisterung des menschlichen Intellektes fUr Planungen und EinfluBnah
men auf komplexe Vorgange in Gesundheitssystemen fUhrte daher meist zu
dem Resultat, "daB ein oder mehrere einsame Geister sich ausdachten, wie
and ere ihr Leben resp. ihren taglichen Routineablauf zu gestalten hatten,
in der unbekUmmerten Annahme, daB die sich hieraus ergebenden Segnungen
zum Nutzen aller Betroffenen seien, wobei meist natUrlich nicht ausge
sprochen, die Meinung der Betroffenen zu diesem Ganzen meist von unter
geordneter Bedeutung zu sein schien" /82/. REICHERTZ /82/ kommt weiter
hin zu dem Ergebnis, daB man in der Medizin eben erst lernen muBte, daB
die wirklich sinnvollen Funktionen eines EDV-Systems keineswegs immer
die sein mUssen, die man sich zuvor theoretisch so schon ausgedacht ha
be, sondern daB die Moglichkeiten und Grenzen eben erst wahrend der prak
tischen Nutzanwendung erkennbar wUrden. Deshalb war es nicht verwunder
lich, wenn sich nur wenige solcher Art entwickelter Verfahren im Routine
betrieb durchsetzen konnten. Hinzu kam, daB die Automatisation von Funk
tionsablaufen nicht etwas grundsatzlich Neues darstellte, sondern daB
diese nur an die Stelle von vorher Praktizierten traten /70/. "Es konnte
daher nur ein inkrementeller Nutzen erreicht werden, der umso groBer war,
je schlechter das konventionelle Verfahren funktionierte" /70/.
Solange Computeranwendungen in umschriebenen Bereichen blieben, hatten
sie den Charakter einer neuen Technologie, etwas aufwendiger vielleicht,
aber ohne prinzipielle Konsequenzen /82/. Bei zunehmender Komplexitat
der Verfahren, der Veranderung vom punktuellen zum umfassenden Datenver
arbeitungseinsatz in der Medizin - wie er etwa mit Krankenhausinforma
tionssystemen /14, 56, 81, 86/ angestrebt wurde - und der Dezentralisie
rung von Datenverarbeitungsleistungen, zeigte sich bald eine neue Dimen
sion, welche fUr die zogernde Ausbreitung und das Scheitern vieler Ver
fahren verantwortlich zu sein schien: "Die Einwirkung der Techniken der
Datenverarbeitung und die Methoden der Informatik auf ihre Umwelt sowie
die Interaktion zwischen der neuen Technologie und den Gesundheitssyste
men, in die sie einzudringen sucht" /H2/. Besondere Bedeutung kam daher
der Anwendung systemanalytischer Techniken sowie der Kommunikation zwi
schen Designer und Anwender zu, bei der sich insbesondere das Informa
tionsgefalle Uber die Leistungsmoglichkeiten des Hilfsmittels "Elektro
nische Datenverarbeitung" auswirkte /111/. Das Spektrum der Einschat
zungen durch die Anwender reichte von euphorischen Vorstellungen Uber
"Knopfdruck-Systeme" bis zur volligen Ignorierung od er Verdrangung des
unheimlichen 'Elektronengehirns'" /5/. Es war deshalb nicht verwunder-
4
lich, wenn infolge unzureichender Aufklarung die Anwender der von den
Designern gewUnschten Mitarbeit eine gewisse Reserviertheit und mangeln
de Gesprachsbereitschaft entgegenbrachten, weil sie nicht selten struk
turelle Veranderungen ihres Arbeitsplatzes und ihrer Tatigkeitsmerkmale
befUrchteten. Die Vorstellung, der Benutzer primar bereit und in
da~
der Lage sei, Uber seine BedUrfnisse erschopfend Auskunft zu geben,
entschieden revidiert werden.
mu~te
Auch auf seiten der Designer lagen Ursachen fUr Kommunikationsprobleme.
So wurde der Anwender tagtaglich durch ein zu hohes Abstraktionsniveau
und "Fachchinesisch" Uberfordert. Hinzu kamen nicht selten Besserwisse
rei und Planungs-Kauderwelsch. Offenbar war es nur in einem gemeinsamen,
sich standig wiederholenden moglich, den geeigneten Dialekt zu
Proze~
finden und die Vorstellungen des Anwenders und die des Designers einan
der anzunahern, aufeinander einzuspielen und zu einem Optimum zu ver
schmelzen /111/. Die Quintessenz fUr Designer und Anwender lautete da
her: "Informatik wird durch gegenseitige Information erst schonl" /5/.
Ohne Zweifel ist jedoch eine der wichtigsten Ursachen darin zu suchen,
die Erkenntnis wie man Projekte im Gesundheitswesen durchfUhrt, noch
da~
weitgehend der individuellen Erfahrung derjenigen Uberlassen blieb, de
nen man solche Projekte anvertraute. Diese ihren eigenen Weg fin
mu~ten
den, noch dazu vielfach ohne echtes Verstandnis ihrer betrieblichen Um
welt. So ist es nicht verwunderlich, wenn Vokabeln wie "versuchen", "be
mUhen" und "anstreben" die Mehrzahl solcher Forschungs- und Entwicklungs
projekte Uberschattete /77/. Die beste Antwort auf die Frage nach der
geeigneten methodischen Vorgehensweise vermittelt wohl die eigene prak
tische Erfahrung. Aber diese Erkenntnismethode hat den Nachteil, da~ die
Antwort immer erst im nachhinein verfUgbar ist. Wie viele Fehler, fehl
geleitete Mittel, Schwierigkeiten, Zeitverluste und Frustrationen konn
ten daher vermieden werden, stUnden im voraus geeignete Hinweise und Rat
schlage zur VerfUgung. In vielen Bereichen der Technik, aber auch in der
Bauwirtschaft und nicht zuletzt im militarischen Bereich, gehoren Metho
den des Forschungs-"und Entwicklungsmanagements schon seit langem zum
Alltag /91/. DemgegenUber hat innovatives Management im Gesundheitswesen,
d.h. eine Konzeption zur optimalen Gestaltung und Abwicklung komplexer
Problemlosungsprozesse, keine Tradition, trotz der spektakularen Ent
wicklung in manchen Teilbereichen. Doch gerade fUr die EDV-Abteilung als
Haupttrager innovativer Detailarbeit ist Projektmanagement besonders
wichtig /91/. "Es garantiert zwar nicht den Projekterfolg, aber es ebnet
einer guten Idee den Weg dorthin" /91/. Im Interesse einer allgemeinen
5
Verbesserung hinsichtlich Effizienz und Effektivitat der Projektarbeit
sollte deshalb der Kenntnis- und Ausbildungsstand auf diesem Gebiet ge
fordert und weiter ausgebaut werden.
Die geschilderte Ausgangslage gab daher Veranlassung zu einer praxisna
hen Zusammenstellung der wesentlichsten Prinzipien des Projektmanage
ments im Gesundheitswesen. Dabei ist unter Projektmanagement nicht die
Trivialdefinition einer checklistenorientierten Projektorganisation zu
verstehen, sondern ein interdisziplinares Vorgehen, bestehend aus wirt
schaftlichen, datenverarbeitungstechnischen, medizinischen, organisato
rischen und psychologischen Aspekten. Insbesondere sollte kein Ansatz
erarbeitet werden, der etwa auf spezielle medizinische Fachgebiete, de
ren Terminologie sowie deren Erkenntnisinteresse zugeschnitten ist.