Table Of ContentJens B. Asendorpf
Persönlichkeit
Was uns
ausmacht
und warum
Persönlichkeit: was uns ausmacht und
warum
Jens B. Asendorpf
Persönlichkeit:
was uns ausmacht
und warum
Prof.Dr.JensB.Asendorpf
InstitutfürPsychologie
Humboldt-UniversitätzuBerlin
Berlin,Deutschland
ISBN978-3-662-56105-8 ISBN978-3-662-56106-5(eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-662-56106-5
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Vorwort
In diesem Buch versuche ich, eine Bilanz der empirischen
Persönlichkeitspsychologie zu ziehen, sofern sie für ein
größeres Publikum von Interesse ist. Wir sind ja alle mehr
oderwenigergutePraktikerderPsychologie,weilwirsieim
Alltag brauchen, um mit unseren Mitmenschen und uns
selbst gut umgehen zu können. Wir nutzen dazu unsere
Alltagspsychologie, die auf unseren persönlichen Erfahrun-
gen und einer Menge kulturell geprägter Folklore beruht.
Damit kommen wir im Alltag gut zurecht. Wir haben für
alles und auch sein Gegenteil eine schnelle Erklärung zur
Hand und können meistens schnell handeln, ohne uns
durch allzu langes Abwägen von Alternativen davon abhal-
ten zu lassen.
Ein genauerer Blick auf diese Alltagspsychologie zeigt
jedoch, dass sie voller Widersprüche ist. Und weil sie für
– –
alles und deshalb auch sein Gegenteil eine Erklärung
V
VI Vorwort
hat,erklärtsieletztlichgarnichts.Daswirdspätestensdann
deutlich, wenn Vorhersagen für zukünftiges Verhalten ge-
machtwerdensollen;dafüristdieAlltagspsychologienicht
gut geeignet. Die empirische, also auf Beobachtung beru-
hendewissenschaftlichePsychologieisthiermeistdeutlich
überlegen, weil sie für ihre Vorhersagen Daten von Hun-
dertenbiszuHunderttausendenEinzelfällennutzenkann.
Das gilt auch für Vorhersagen des künftigen Verhaltens
undderkünftigenPersönlichkeitausderaktuellenPersön-
lichkeit. Im Einzelfall sind diese Vorhersagen nie sicher,
weil unser Verhalten und unsere Persönlichkeitseigen-
schaften nie nur durch eine Ursache bestimmt werden.
AberessinddurchauspräziseWahrscheinlichkeitsaussagen
möglich, etwa der Art, dass der Fehler einer Vorhersage
unter 1 %, unter 5 % oder unter 10 % liegt. Wegen der
Vielzahl von Ursachen, die es zu berücksichtigen gilt,
sind allerdings dann auch die Erklärungen viel komplexer
und unübersichtlicher als die Erklärungen der Alltags-
psychologie.
Wergenauerwissen möchte, wiediepsychologische Per-
sönlichkeitsforschung heutzutage vorgeht, wird in diesem
Buch eine allgemein verständliche Schilderung der Metho-
fi
den dieser Forschung nden. Wem es zu anstrengend ist,
diese Methoden nachzuvollziehen und dem Autor einfach
glauben möchte, kann die entsprechenden Abschnitte auch
überspringen. Allerdings auf die Gefahr hin, die exempla-
risch dargestellten Befunde der Forschung nicht zu verste-
hen oder auch falsch zu verstehen. Die letzten drei Kapitel
Vorwort VII
zuZufallundNotwendigkeitimLebenslauf,Schattenseiten
der Selbstoptimierung und dem tieferen Sinn der Vielfalt
derPersönlichkeitsindauchohnedievorangehendenKapi-
tel verständlich. Wer will, kann auch hier beginnen. Ich
empfehle allerdings, zuerst den Prolog zu lesen, der auf
fi
etwas per de Art das scheinbare psychologische Wissen,
das wir im Alltag anwenden, hinterfragt und eine gesunde
Verunsicherung herbeiführen soll. Eine Verunsicherung,
die im besten Fall neugierig darauf macht, was die wissen-
schaftliche Persönlichkeitspsychologie zu unserem Alltags-
wissen beisteuern kann.
Ich hatte das Glück, in der Längsschnittstudie LOGIK
des Münchner Max-Planck-Instituts für psychologische
Forschung mehr als 200 Münchner Kinder in ihrer Ent-
wicklungvomAltervon4JahrenbiszumAltervon29Jah-
ren begleiten zu können und in mehreren Studien an der
Humboldt-Universität zu Berlin mit Unterstützung der
Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Volkswagen-Stif-
tung und der Fritz Thyssen Stiftung weitere Untersuchun-
genzuPersönlichkeitsunterschiedenundihrerEntwicklung
im Erwachsenenalter durchführen zu können. Dieses Buch
wäreohnediedortgewonnenenErfahrungennichtmöglich
gewesen. UnddieseErfahrungen wiederum wärenohnedie
oft jahrelange Beteiligung der mehreren Tausend Studien-
teilnehmer sowie meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
nicht möglich gewesen.
Ich danke an erster Stelle meinem Doktorvater Klaus
R. Scherer und meinem Habilitationsvater Franz Emanuel
VIII Vorwort
Weinert, diemir bis heute Vorbild für solides wissenschaft-
liches Arbeiten sind, meinen Doktorandinnen und Dokto-
randen sowie Assistentinnen und Assistenten, von denen es
acht zu ordentlichen Professuren gebracht haben, den Tau-
senden vonStudierenden, diemichinmeinenVorlesungen
und Seminaren zur Persönlichkeitspsychologie manchmal
inspiriert und manchmal genervt haben, und dem Springer
Verlag,derübermehrals20JahrelangmeineLehrbücherder
Persönlichkeitspsychologie und nun auch dieses Buch kom-
petent produziert hat. Nicht zuletzt danke ich Dipl.-Ing.
Harald Schneider, der seit 1994 die Abbildungen für
meine Publikationen erstellt, und Dr. Matthias Reiss für
das sorgfältige Lektorat.
Berlin Charlottenburg Jens B. Asendorpf
November 2017
Prolog: Selbstverhör
KühneralsdasUnbekanntezuerforschen,kannessein,das
Bekanntezubezweifeln.
AlexandervonHumboldt
Nehmen Sie sich einmal selbst ins Kreuzverhör:
fl
1.1GlaubenSiealsMutteroderVater,dassSieEin ussauf
die Entwicklung Ihrer Kinder (gehabt) haben?
1.2 Auf welche Ihrer Kinder, auf welche Eigenschaften
dieserKinderundab/biszuwelchemAlterdieserKinder?
Stichworte genügen.
fl
1.3 Glauben Sie, dass auch Ihre Kinder Ein uss auf Ihre
Entwicklung(gehabt)haben,undwohernehmenSiedie
fl
Überzeugung, dass dieser Ein uss geringer sei?
fl
1.4 Was ist ein Ein uss?
IX
X Prolog:Selbstverhör
1.5 Befriedigt Sie die Vorstellung, dass in der belebten und
in der unbelebten Natur alles in ständiger Wechselwir-
kung steht? Was sonst wollen Sie erfahren?
2.1 Glauben Sie, dass Charaktereigenschaften vererbt wer-
den?
2.2 Wenn nein: auf welche Daten stützen Sie Ihren Glau-
ben?
2.3 Wenn ja: welche Charaktereigenschaften in welchem
AlterinwelchenKulturenzuwelchemhistorischenZeit-
punkt in welchem Grade? Stichworte genügen.
fl
2.4 Halten Sie genetische Ein üsse auf die Persönlichkeit
fl
für weniger veränderbar als Umweltein üsse?
fl
2.5 Warum glauben Sie, dass sich genetische Ein üsse nur
Ä fl
durch nderung der Gene, Umweltein üsse nur durch
Ä
nderungderUmweltverändernließen,nichtabergene-
fl
tische Ein üsse durch Veränderung der Umwelt oder
fl
Umweltein üsse durch Veränderung der Gene?
3.1WennSieaufIhrenbisherigenLebenslaufzurückblicken:
HaltenSieihnfürIhreigenesVerdienst,oderglaubenSie,
ein Opfer der Verhältnisse geworden zu sein?
3.2WennSieihnfürIhreigenesVerdienst halten:SindSie
mit dieser Meinung kein Opfer der Verhältnisse?
3.3 Wenn Sie sich für ein Opfer der Verhältnisse halten:
Halten Sie diese Meinung für ein Verdienst?
3.4 Sind Sie ein Opfer Ihrer Verhältnisse?
3.5 Warum ist Ihnen schwindlig?