Table Of ContentStefan Kaduk
Organisationale
Wandelfähigkeit
Eine konstruktivistische Sichtweise
Stefan Kaduk
Organisationale Wandelfahigkeit
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT
Stefan Kaduk
Organisationale
Wandelfähigkeit
Eine konstruktivistische Sichtweise
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr.-lng. Ernst Hagenmeyer
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme
Dissertation Universitat Basel, 2002
1. Auf! age August 2002
Aile Rechte vorbehalten
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2002
Ursprunglich ersch1enen Deutscher Universitats-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2002
Lektorat: Ute Wrasmann I Anita Wilke
www.duv.de
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Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipi.-Designerin, Frankfurt/Main
Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
ISBN 978-3-8244-0653-1 ISBN 978-3-663-10967-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-10967-9
Geleitwort
Es wundert mich nicht, dass Stefan Kaduk die Wandelnihigkeit von Organisationen
am Beispiel der Elcktrizitatswirtschaft untersucht hat.
Man wird in der neueren Gcschichte kaum eine Branche finden, die nach dem Willen
des Gesetzgebers so abrupt aus der fri.iheren Monopolstruktur in die W ettbewerbs
gesellschaft hineingeworfen wurde. Es mag eine deutsche Eigenart sein, die Richt
linie der EU so perfekt wie moglich umzusetzen, ohne von der vorgegebenen Mog
lichkeit Gebrauch zu machen, den Wettbewerb etwas abgemildert in mehreren Stufen
freizugeben.
Es war vor Inkrafttretcn des Gesetzes im April 1998 unvorstellbar, welchen revolu
tionaren Wandel die Branche in den folgenden drei Jahren erleben wiirde. Die Vor
aussetzungen ftir die deutsche Elektrizitatswirtschaft waren gut und schlecht
zugleich, auf der einen Seite errnoglichten hohe Kapitalreserven das Dberleben der
meisten EVU, auf der anderen Seite standen die gewohnten Paradigmen, wie der
Primat der Versorgungssicherhcit, welche praktisch seit den Anfangen der Bundes
republik Grundlagc der Geschaftstatigkeit gcwesen waren, eincm schnellen Wandel
im Wege.
Offensichtlich waren die Prozesse, die zu einem Wandel in den Kopfen der Beteilig
ten Manager und Mitarbeiter ftihren mussten, am schwierigsten zu bewaltigen. Der
crforderliche Sinneswandel in den Organisationen, der mit einem tiefenkulturellen
Lemen, mit flexibleren Prozcssen und mit einem entwicklungsorientierten Manage
ment hatte verbunden sein sollen, konnte sich aus zeitlichen Grunden nicht entwi
ckeln. Eine kulturelle Vorbereitung der Menschen hatte nicht stattgefunden, sei es,
wei! niemand vorhergesehen hatte, was da auf einen zukommt, oder sei es, wei!
selbst die hellsichtigen Beteiligten nicht daran geglaubt hatten.
Viele Untemehmen haben sich damit geholfen, dass sie den alten, bewahrten Mitar
beiterstamm weitgehend ausgewechselt und durch jiingere, flexible Mitarbeiter, die
auf Grund der sich ftir sie bietenden Chancen natiirlich auch hoch motiviert waren,
ersetzt haben. So wurde z. B. der Wandel von relativ strengen Hierarchien zu sehr
flexiblen Heterarchien zumindest aul3crlich schnell geschafft, aber die erforderliche
Erfahrung und Kompetenz, die man gerade in einem so kapitalintensiven Wirt
schaftszweig (im Sinne eines ,Sustainable Development") braucht, blieben dabei auf
der Strecke.
VI Geleitwort
Der Wirtschaftszweig ist derzeit dadurch gekennzeichnet, class viele Beteiligte stark
verunsichert sind, in den Organisationseinheiten, soweit es sie iiberhaupt noch gibt,
eine hohe Fluktuation festzustellen ist, der Kostendruck in den Untemehmen zu zahl
reichen Friktionen fiihrt und Iangfristige Entwicklungen, die zum Beispiel zur Er
haltung einer ausreichenden Versorgungssicherheit erforderlich sind, nicht erkennbar
sind.
Trotzdem gibt es heute auch Anzeichen, die auf eine Beruhigung der Situation hin
weisen. Zur Zeit steigen die Strompreise wieder, so class der ruinose Wettbewerb mit
Preisen unterhalb der eigenen Kosten bald ein Ende haben diirfte, die strukturelle
Neuordnung der Branche ist so gut wie abgeschlossen, und es besteht eher die Ten
denz zur Oligopolisierung als zu einer weiteren richtungslosen Auflosung bewiihrter
Strukturen.
Es ist heute miiBig, dariiber nachzudenken, ob, wie im letzten Kapitel der Arbeit be
schrieben, die erforderlichen Reflexionsprozesse z. B. mit Hilfe eines moderierenden
Beraters hiitten trainiert und eingeiibt werden konnen, da der zeitliche Spielraum ein
fach nicht vorhanden war. Trotzdem halte ich es fiir wichtig, class sich in den Unter
nehmen eine neue Lemkultur etabliert, die die Mitarbeiter in die Lage versetzt, neue
Denkstile ,auszuprobieren". Dies ermoglicht ihnen, Vertrauen und Sicherheit am
Arbeitsplatz zu gewinnen. Es sind ja mit der Liberalisierung des Strommarktes
nahezu gleichzeitig die Prozesse Privatisierung, Globalisierung und Intemationalisie
rung in Gang gesetzt worden. Durch Obemahmen und Fusionen haben viele Be
schiiftigte ein Stiick Identitiit verloren. Dies wiegt umso schlimmer, als es ein wichti
ges Moment fiir den okonomischen Erfolg des Untemehmens ist, class sich die Mit
arbeiter in ihrem Untemehmen zu Hause und aufgehoben ftihlen.
Ich sehe die vorliegende Arbeit als einen vie! versprechenden Anfang; es diirfte sich
Iohnen, die Oberlegungen fortzuftihren, zumal die untersuchte Branche aus einem
neuen Blickwinkel betrachtet wird, der aber ftir die dort arbeitenden Menschen wich
tig ist. Insofem kann die vorliegende Dissertation auf der Grundlage der untersuchten
Theorien einen Beitrag zu einem besseren Verstiindnis der Wandelarenen und der
darin ablaufenden geistigen Prozesse Ieisten.
Prof. Dr.-Ing. Ernst Hagenmeyer
Honorarprofessor an der Universitiit Stuttgart
Vorwort
,.ES GIBT VIEL ZU VERLIEREN, DU KANNST NUR
GEWINNEN, GENUG 1ST ZU WENIG ODER ES WIRO 50 WIE
ES WAR. STILLSTAND 1ST DER TOO, GEH VORAN, BLEIBT
ALLES ANDERS, DER ERST£ STEIN FALLT AUS DER
MAUER, DER DURCHBRUCH 1ST NAH."
H. GRONEMEYER, BLEIBT ALLES ANDERS, 1 998
Anstatt tiber die bekannten Schwierigkeiten des Promovierens zu berichten, mi:ichte
ich mich an dieser Stelle bci den Personen herzlich bedanken, die mich wahrend
meiner Promotionszeit in entscheidender Weise unterstiitzt haben. Es sind dies:
~ Prof. Dr. Werner R. Miiller-mein Doktorvater, dem ich es eigentlich iibel neh
men miisste, daftir gesorgt zu haben, dass ich inzwischen nicht nur die gangigen
Fiihrungs- und Organisationstheorien, sondem vieles andere, was selbstverstand
lich erscheint, in Frage stelle
~ Prof. Dr. Rene L. Frey- mein Korreferent, der sich als Volkswirt auf ein von
seinem Fachgebiet zum Teil weit entfemtes Thema einlieB
Meine beiden Eltempaare: Dr. Maria Gollbach-Kaduk und Rainer Kaduk
sowie Marianne und Hartmut Hummel, die mir auf jede erdenkliche Weise
geholfen und immer an einen erfolgreichen Abschluss geglaubt haben
Die Grof3eltem von Tochter Lina: Erika und Hanns Eder, die einen weitaus
gri:if3eren Beitrag zur Erstellung dieser Dissertation leisteten, als sie dies vermut
lich selbst glauben
~ Meine Freunde: Dr. Erik Leyers, der wie kein zweiter weiB, dass in ftinf Minu
ten eine Menge passieren kann, Birgit Schilcher, deren Hilfsbereitschaft und
Lesegenauigkeit beispiellos waren, sowie Jochen Ebert, Udo Geisler und Marc
Schaeffler
~ All diejenigen aus den vier Energieversorgungsuntemehmen, die bereit waren, als
lnterviewpartner oder Koordinatoren zu fungieren, jedoch wegen der zu wah
renden Anonymitat hier Ieider nicht namentlich genannt werden ki:innen
~ Prof. Dr.-Ing. Ernst Hagenmeyer, der durch seine Kontakte einen wichtigen
Grundstein ftir die empirische Untersuchung legte und Entstehen und Fortgang
der Arbeit mit Interesse verfolgte
VIII Vorwort
~ Mein Doktorandenkollege Thomas Lenzhofer, der 1m Rahmen von
Arbeitswochenenden als kompetenter Gesprachspartner dafiir sorgte, dass der rote
Faden nicht aus dem Blick geriet
~ Karin Schilcher, Heike Schilder und Andrea Siegel, die an die 800 Interview
Seiten rasch und prazise transkribierten
~ Jochen Ewe, der sich auch fiir meine Zukunft nach der Promotion interessiert
und engagiert
~ Peter Strobel, der die Kooperation mit einem Forschungspartner ermoglichte
~ Dr. Jakub Jedlicka, den ich nicht nur als Mediziner, sondem vor allem als Men
schen schatze
~ Martin Probster, der spontan Computerprobleme loste
Zuletzt und am meisten danke ich jedoch Doris flir die stillschweigende Selbstver
standlichkeit, mit der sie mich in jeder Hinsicht liebevoll unterstiitzt hat. Ohne ihre
Hilfe ware ein erfolgreicher Abschluss der Dissertation nicht moglich gewesen.
Stefan Kaduk
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ...................................................................... XV
Einleitung ..................................................................................................................... 1
1 Die Liberalisierung des Strommarktes ............................................................ 7
1.1 Der Trend zur Reform Offentlicher Infrastrukturbereiche .......... "' ............... 7
1.2 Deregulierung, Liberalisierung, Privatisierung ........................................... 8
1.3 Gri.inde der Reforrnbemtihungen ............................................................... 11
1.4 Besonderheiten der Stromwirtschaft ......................................................... 13
1.5 Traditionelle Rahmenbedingungen der Stromwirtschaft bis
zur EU-Richtlinie ....................................................................................... 15
1.5.1 Institutionen des regulierten Strommarktes .................................... 15
1.5.2 Struktur und Organisation des regulierten Strommarktes .............. 17
1.6 Wesentliche Inhalte der EU-Richtlinie Elektrizitat... ................................ 19
I. 7 Umsetzung der EU-Richtlinie in Deutschland und Osterreich ................. 21
I .7 .I Energiewirtschaftsgesetz ................................................................ 21
1.7.2 Elektrizitatswirtschafts-und -organisationsgesetz ......................... 23
1.8 Liberalisierungsfolgen, Entwicklungstendenzen, Strategien .................... 24
1.8.1 Vertikale Desintegration ................................................................. 25
1.8.2 Endkundenwettbewerb ................................................................... 26
1.8.3 Neue Produkte und Geschaftsfelder ............................................... 28
1.8.4 Reorganisation ................................................................................ 29
1.8.5 Wandel der Untemehmenskultur.. .................................................. 30