Table Of ContentK.. i.instlerhauser
U
STADT FRANKFURT AM MAIN
Gunther Domenig, Steinhaus, Steindorf, Karnten 1984
IZunstlerhauser
Eine Architekturgeschichte des Privaten
Herausgegeben von Hans-Peter Schwarz
in Zusammenarbeit mit
Heike Lauer und Jo rg Stabenow
Deutsches Architekturmuseum
Frankfurt am Main
16. September - 26. November 1989
Die Ausstellung wurde großzügig Herausgegeben im Auftrag des Dezernats für Kultur und Freizeit,
unterstützt von: Amt für Wissenschaft und Kunst der Stadt Frankfurt a. M., Deutsches
Architekturmuseum, verantwortlich Hans-Peter Schwarz
Colonia Versicherung AG
HOCHTIEF AG, vorm. Gebr. Helfmann Katalogredaktion: Hans-Peter Schwarz, Heike Lauer, Jörg Stabenow
Philipp Holzmann AG, Frankfurt a. M.
Neon-Zentgraf Ausstellung:
Idee, Konzeption und Gesamtleitung: Hans-Peter Schwarz
Assistenz: Heike Lauer
Wissenschaftliche Mitarbeit: J örg Stabenow, Bernhard Schneider
Objektrecherche: Erich Wagner
Ausstellungsarchitektur: Stephan Tschavgov
Ausstellungsinstallation: J örg Kallmeyer, Klaus Pielach
Ausstellungsgraphik: projekt design
Ausstellungsaufbau: Heinz Jacobs (Organisation), Enrico Hirsekorn,
Oliver Reichelt
Restauratoren: Barbara Schulze (Modell),
Valerian Wolenik (Papierarbeiten)
Ausstellungssekretariat: Evelin Arnholz, Inge Klietz, Erika Leps
Transportabwicklung: E. Hasenkamp, Frankfurt a. M.
Alle Rechte vorbehalten
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1989
Ursprünglich erschienen bei Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft 1989
ISBN 978-3-663-05289-0 ISBN 978-3-663-05288-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-05288-3
Inhalt
Danksagung 6
Einleitung 9
Hans-Peter Schwarz 1m Spannungsfeld von Fiirstenhof und
Biirgerstadt. Die Entstehung der
Kiinstlerhauser im 16. Jahrhundert 13
Jorg Stabenow Weihestatte und Bekenntnisbau -
der Durchbruch zur Moderne im Spiegel
des Kiinstlerhauses .......... 80
Hans-Peter Schwarz Zwischen individueller Pragmatik und
professioneller Utopie. Das Architekten-
haus der Gegenwart . . . . . . . . .. 164
Anhang
Anmerkungen 251
Abbildungsnachweis 253
Leihgeber 254
N amensregister 255
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Danksagung
Seit Jacob Burckhardt in seinem Buch Die Baukunst der Renaissance im
Rahmen biographischer Reflexionen uber das Leben der Architekten
feststellte, daB es der Muhe wert sein kannte, "alle Reste und Nachrich
ten von samtlichen Kunstlerhausern in Italien uberhaupt zu sammeln",
sind mehr als 120 Jahre vergangen, ohne daB dieser Hinweis aufgegrif
fen und in einem graBeren Zusammenhang dargestellt wurde. Zwar gab
es einige Ansatze dazu, wie Walter Bombes Aufsatz Giorgio Vasaris
Hauser in Florenz und Arezzo und andere italienische Kilnstler seit der
Renaissance oder Werner Kartes breit angelegte Arbeit uber den Palazzo
Zuccari in Rom, aber in den generalisierenden Kunst- und Architek
turgeschichten fehIt das Stichwort Kunstlerhauser ebenso wie in den
sozialgeschichtlich motivierten Gesamtdarstellungen der Kunst.
Erst in jungerer Zeit, als die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz
von Kunst und Architektur eine Kunstgeschichte nach Aufgaben wie
der mehr ins Interesse der Forschung ruckte, wurde auch das Kunst
lerhaus Gegenstand zusammenfassender Darstellungen. Christine
Hoh-Slodczyks Dissertation Das Haus des Kilnstlers im 19. Jahrhundert
machte den Anfang, und meine eigene, durch Martin Warnkes Studien
zur Hofkunst angeregte Dissertation non visse da pittore} ma da Principe
versuchten, die Kunstlerhauser der hafischen Gesellschaft yom 15. bis
zum 19. J ahrhundert zusammenzufassen. Spezialuntersuchungen, wie
der breit angelegte Aufsatz von Kristina Hermann Fiore zur Ikonogra
phie des Palazzo Zuccari in Rom oder die Arbeiten von Linda de
Girolami-Cheney und Nikias Speliakos Clark Leopold zum italienischen
Kunstlerhaus in der Renaissance run de ten das Bild ab, so daB wir es
he ute wagen kannen, die Geschichte der Kunstlerhauser als "Architek
turgeschichte des Privaten" im Rahmen einer Ausstellung einem gra
Beren Pu blikum vorzustellen. J
Eine Ausstellung, die immerhin 400 Jahre Architekturgeschichte an
hand exemplarischer Beispiele anschaulich und informativ zugleich
darstellen will, war ganz besonders auf das Wohlwollen und die Bereit
schaft der Archive und Museen angewiesen, ihre verstandlichen Skrupel
zuruckzustellen und das Thema so spannend zu finden, daB sie keinen
Anstand nahmen, ihre teilweise sehr fragilen Schatze auf die Reise zu
schicken. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Zu beson
derem Dank verpflichtet sind wir August von Sarnitz, der in Wi en
unermudlich tatig war, um uns die Zeichnungen Otto Wagners zugang
lich zu machen, genauso wie Sirkka Valanto yom Finnischen Architek
turmuseum in Helsinki uns die seltenen Zeichnungen Eliel Saarinens
verfugbar machte. Stuart Wrede yom New Yorker Museum of Modern
Art affnete fur unsere Ausstellung seine sonst fest verschlossene Mies
van-der-Rohe-Sammlung, und Julia Moore Converse yom Architectu
ral Archive der University in Pennsylvania wagte es gar, fur eigene
Ausstellungsvorhaben reservierte Weinbrenner-Zeichnungen vorab
nach Frankfurt zu senden.
Da die italienischen Kunstlerhauser im historischen Teil der Ausstellung
eine zentrale Rolle spielen, sind wir vor allem den Kollegen der Denk-
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malpflegeamter von Mailand, Mantua, Brescia und Arezzo zu graBem
Dank verpflichtet, ebenso wie der Restauratorin Giovanna Romano,
den Fotografen Luigi Artini und P. Giovetti sowie Grazia Sgrilli, die
uns die neuesten Ergebnisse uber den Zustand der sich noch in situ
befindlichen Exponate zuganglich machten. Fur die Kontakte zu den
teilweise in schwer zuganglichem Privatbesitz befindlichen Kunstler
hausern danken wir vor allem Wolfger BuIst yom Deutschen Kunst
historischen Institut in Florenz.
Ohne die Bereitschaft Alexander von Vegesacks von der Vitra-Collec
tion, uns seine Stuhlsammlung zuganglich zu machen, ware die Aus
stellung um einen graBen Teil ihrer Anschaulichkeit armer, eben so wie
ohne die Hilfe von Friedrich Kurrent und seinen Studenten am Lehr
stuhl fur Entwerfen, Raumgestaltung und Sakralbau der Technischen
Universitat Munchen, die einen GroBteil der Kunstlerhauser der Mo
derne im Modell zur Verfugung gestellt haben.
Zum SchluB mochte ich ganz besonders meinem Doktorvater Martin
Warnke danken, der mich seinerzeit auf das Thema hingewiesen hat und
mir so die Seiten zu einem der schons ten Kapitel der Kunstgeschichte
Offnete.
Hans-Peter Schwarz
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Stephan Tschavgov: Das Forum der Grundrisse, Ausstellungsinstallation.
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Einleitung
seape locus ingenio stimolos admovet.
Petrarca
Der Genius Loci, jene in den letzten Jahren durch Architekturkritik und
Architekturtheorie so euphemistisch beschriebene "Besonderheit des
Ortes", aus dessen Charakteristik eine sprachlos gewordene Architektur
sich die Riickgewinnung verlorengegangener Anmutungsqualitaten er
hofft, ist nirgendwo so deutlich spiirbar wie dort, wo durch gesellschaft
liche Konvention geadelte Genies ihr kiinstlerisches, literarisches oder
musikalisches Tagwerk verrichteten.
Das "Vittoriale" Gabriele D' Annunzios ist so ein Wallfahrtsort fiir die
Nachgeborenen, oder auch Richard Wagners "Wahnfried" und die
Goethe-Hauser in Weimar oder Frankfurt, wobei es niemanden anficht,
daB der hier besonders verehrte Olympier "sein" Geburtshaus erst im
reifen Mannesalter und allenfalls besuchsweise kennengelernt haben
diirfte.
Aber die Authentizitat zu hinterfragen, eriibrigt sich fiir den Kultur
touristen. Ihm geniigt es, topographische Fixpunkte zu haben, an denen
das Stigma des Genialen zumindest in der Imagination wiederentdeckt
werden kann. Kiinstlerhauser blieben zumeist Domane romantischer
oder lokalpatriotischer Freizeitforscher, denen es weniger darauf an
kam, das historisch exakte als das jeweils zeitgenossisch vermittelte Bild
yom Kiinstler zu rekonstruieren.
Dabei ist eine historische Auseinandersetzung mit den Hausern, die
Kiinstler und Architekten fiir sich selbst entworfen und gebaut haben,
mit deren Hilfe sie sich in der Gesellschaft eingerichtet oder von ihr
abgegrenzt haben, gleich in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Zum
einen konnen wir davon ausgehen, daB gerade die professionellen
"Astheten" bei der Einrichtung ihrer unmittelbaren Umgebung beson
ders genau und besonders intensiv die Mittel benutzt haben, die Archi
tektur, Skulptur und Malerei entwickelt haben, urn Ideen auszudriicken,
urn aussagekraftig zu werden, urn gesellschaftliche Anspriiche zu stellen.
Daher diirfte eine Analyse gerade dieser Architekturen besonders
2 Antonio Filarete: Haus des Architekten Onitoan
griindlich AufschluB geben iiber Vokabular und Syntax der jeweils
Noliaver.
giiltigen Architektursprache, auch iiber den historischen Einzelfall hin
aus.
Zum zweiten zeigt ein Blick in die Geschichte, daB es, vermittelt iiber
antike Rhetoren und mittelalterliche Humanisten, gerade die Kiinstler
waren, die besonders intensiv iiber eine fiir ihre Arbeit angemessene
Umgebung reflektiert haben. Es diirfte so leicht keine andere gesell
schaftliche Gruppe geben, deren Lebensbedingungen so differenziert
und nahtlos an der Architektur abzulesen sind. Wir haben hier also den
Gliicksfall, die Wirkungsintentionen von Architektur in ihrer jeweils
historischen Konkretheit so exakt und zugleich so anschaulich rekon
struieren zu konnen, wie dies sonst kaum moglich ist. Die ganze
Entwicklung des modernen Kiinstlers, oder besser das Bild, das wir uns
heute von ihm machen, bliebe ohne seine Stein gewordene Realisierung
im Kiinstlerhaus unscharf und konturenlos.
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