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GMBH WEITERSTADT
W. Matek
(Hrsg.)
Friiherkennung
und Nachsorge des
Dickdarmkrebses
Unter Mitarbeit von
N. Blin, H. Boeing, K. Ewe, G. Feifel, G. Flatten, P. Friihmorgen,
R. Gnauck, P. Hermanek, R. Klapdor, W. Matek, E. Meese,
A. Metzdorf, B. Neef, P. Otto, G. Pott, B.-P. Robra, H. Seeliger,
G. Seitz, M. Strauch, C. Welter, R. Winkler
Mit 30 Abbildungen und 48 Tabellen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York
London Paris Tokyo
Priv. Doz. Dr. med. W. Matek
Medizinische Klinik I mit Poliklinik
der UniversWit Erlangen-Niirnberg
KrankenhausstraBe 12
8520 Erlangen
ISBN-13 :978-3-540-50596-9 e-ISBN-13 :978-3-642-74322-1
001: 10.1007/978-3-642-74322-1
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Friiherkennung und Nachsorge des Dickdarmkrebses / W. Matek (Hrsg.). Unter Mitarb. von
N. Blin ... - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo: Springer, 1989
ISBN-13:978-3-540-50596-9 (Berlin ... ) brosch.
NE: Matek, Werner [Hrsg.]; Blin, Nikolaus [Mitverf.]
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© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1989
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2121/3020-543210 - Gedruckt auf siiurefreiem Papier
Vorwort
Mit den diagnostischen und therapeutischen Fortschritten der letzten zwei Jahrzehnte
haben die Vorsorge, F:riiherkennung und Behandlung des Dickdarmkrebses einen
beachtlichen und zur Hoffnung AniaB gebenden Standard erreicht. Dennoch ist in
den letzten Jahren eine gewisse Stagnation eingetreten: Das Fehlen neuer spektakulii
rer und publikumswirksamer Erkenntnisse birgt die Gefahr, daB die Arzteschaft diese
hiiufige Tumorerkrankung mit einer routinemiiBigen Gleichgiiltigkeit betrachtet. Da
durch k6nnte die Beharrlichkeit und Konsequenz bei der Bekiimpfung dieses heilba
ren, ja sogar vermeidbaren Malignoms leiden - eine nachlassende Begeisterung, die
sich schlieBlich, auf die Patienten iibertragen, in einer zuriickgehenden Teilnahme an
zur Verfiigung stehenden VorsorgemaBnahmen zeigen muB.
So ist ein Ziel dieses Buches, das die Ergebnisse eines Expertentreffens in Frankfurt
zum Thema Dickdarmkrebs zusammenfaBt, auf bestehende MaBnahmen gegen das
kolorektale Karzinom im Sinne einer Bestandsaufnahme hinzuweisen und diese er
neut herauszustellen. In einem weiteren Schritt sollen dann auf dem Boden dieser
bekannten Tatsachen kiinftige Entwicklungstendenzen der Dickdarmkrebsbekiimp
fung aufgezeigt werden.
1m einzelnen wurde der hohe Standard der Dickdarmdiagnostik erreicht durch
einen den Erfordernissen angepaBten Untersuchungsablaufund durch perfekte Gerii
tetechnik sowohl bei der Koloskopie wie dem Kolondoppelkontrast. Hinzu kommt,
daB das Leitsymptom der peranalen Makroblutung durch ein Screeningverfahren wie
den Hiimocculttest in den Bereich der nicht mit bloBem Auge erkennbaren Mikro
blutung erweitert werden kann. Auch therapeutisch ist durch die endoskopische
Polypektomie und die ausgereiften operativen Verfahren ein kaum noch zu iiberbie
ten des hohes Niveau vorhanden.
Wiihrend die kolorektale Diagnostik und Behandlung - eine entsprechende Ausbil
dung und Ubung vorausgesetzt - derzeit kaum noch verbesserungsfiihig erscheint,
zeigt sich im Vorsorgebereich ein Entwicklungsbedarf. Dabei ist die nachhaltige Ak
zeptanz der in einem Screening einsetzbaren VorsorgemaBnahmen ein generelles
Haupt- und Dauerproblem aller dieser Verfahren. Publizistische Initiativen sowohl
bei der Arzteschaft als auch in der Bev6lkerung haben erfahrungsgemiiB nur eine
zeitlich begrenzte Teilwirkung. So wirdauch von den kiinftigen Tests nur ein koopera
tives Bev6lkerungskontingent profitieren k6nnen. Obwohl seit Jahren nach besseren
Screeningverfahren zur Friiherkennung des Dickdarmkrebses gefahndet wird, steht
derzeit keine auch nur anniihernd gleichwertige Alternative zur Mikroblutuntersu
chung im Stuhl zur Verfiigung. Auch die immunologischen Ansiitze zum Humanblut
nachweis im Stuhl haben bisher keine Verbesserungen gebracht und somit enttiiuscht.
Positives k6nnte aus der Genforschung zu erwarten sein, wenn sich genetische Zusam-
VI Vorwort
menhange bei der Dickdarmkrebsentwicklung bestatigen. Die genetische Identifizie
rung einer Risikogruppe fUr das kolorektale Karzinom durch eine Blutuntersuchung
wiirde zweifelsohne einen bemerkenswerten Fortschritt bedeuten.
Ein weiterer entwicklungsfahiger Zielpunkt ist die Nachsorge behandelter Kar
zinompatienten bzw. die Nachbeobachtung sog. Adenompatienten. Wahrend Vor
sorgemaf3nahmen, die sich gegen das kolorektale Karzinom richten, zu inkonsequent
wahrgenommen werden, ist die Tendenz besonders bei der Nachbeobachtung nach
Adenomentfernung eher umgekehrt: Eine zu haufige und zu kurzfristige Kontroll
koloskopie bela stet den Patienten und ist unwirtschaftlich. Diese Situation resultiert
jedoch aus einem verstandlichen Sicherheitsbediirfnis einerseits und aus teilweise
unklaren und widerspriichlichen Nachbeobachtungsempfehlungen in der Literatur
andererseits. Eine multizentrische nationale Studie zum Thema N achbeobachtung der
Adenompatienten als Risikogruppe des Dickdarmkrebses konnte hier Abhilfe schaf
fen. Sie wiirde weiterhin zur Entdeckung der Patienten mit besonders hohem Risiko
profil beitragen.
3 - 5% unserer Bevolkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an einem Dickdarm
krebs. Dieses Buch soli dazu beitragen, verschiedene Aspekte der Vorsorge, der
Diagnostik, Therapie und Nachsorge erneut zu beleuchten und neue Entwicklungs
richtungen aufzuzeigen. Wenn es unseren Blick im Kampf gegen das kolorektale
Karzinom scharft und Denkanstof3e bietet, hat es seinen Zweck erreicht.
Erlangen, Februar 1989 W. Matek
Mitarbeiterverzeichnis
Blin, N., Institut fUr Humangenetik, Universitatsklinik, 6650 Homburg/Saar
Boeing, H., Institut fUr Epidemiologie und Biometrie, Deutsches Krebsforschungs
zentrum, 1m Neuenheimer Feld 280, 6900 Heidelberg
Ewe, K., I. Medizinische Klinik, Johannes-Gutenberg-Universitat,
Langenbeckstra13e 1, 6500 Mainz 1
Feifel, G., Allgemeine Chirurgie, Universitatsklinik, 6650 Homburg/Saar
Flatten, G., Zentralinstitut fUr Kassenarztliche Versorgung in der Bundesrepublik
Deutschland, Herbert-Lewin-Stra13e 5, 5000 K6ln 41
Friihmorgen, P., Medizinische Klinik I, Krankenanstalten Ludwigsburg,
Posilipostr. 49, 7140 Ludwigsburg
Gnauck, R., Deutsche Klinik fUr Diagnostik, Fachbereich Gastroenterologie,
Aukammallee 33, 6200 Wiesbaden
Hermanek, P., Abteilung fUr Klinische Pathologie der Chirurgischen Universitats
klinik, Maximiliansplatz, 8520 Erlangen
Klapdor, R., I. Medizinische Klinik, Universitatskrankenhaus Eppendorf,
Martinistra13e 52, 2000 Hamburg 20
Matek, W., Medizinische Klinik mit Poliklinik der Universitat Erlangen
Niirnberg, Krankenhausstra13e 12, 8520 Erlangen
Meese, E., Institut fUr Humangenetik, Universitatsklinik, 6650 Homburg/Saar
Metzdorf, A., Institut fUr Humangenetik, Universitatsklinik, 6650 Homburg/Saar
Neef, B., Krankenanstalten Ludwigsburg, Posilipostr. 49, 7140 Ludwigsburg
Otto, P., Medizinische Klinik, Krankenhaus Burgwedel, Akademisches Lehr
krankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover, Fuhrbergerstra13e 8,
3006 Burgwedel 1
VIII Mitarbeiterverzeichnis
Pott, Go, Innere Abteilung, Marienkrankenhaus, HannoverstraBe 5,
4460 N ordhorn
Robra, B.-Po, Abteilung Epiderniologie und Sozialmedizin der Medizinischen
Hochschule Hannover, Postfach 61 0180,3000 Hannover 61
Seeliger, Ho, Pathologisches Institut der Krankenanstalten Ludwigsburg,
Posilipostr. 49, 7140 Ludwigsburg
Seitz, Go, Institut fUr Pathologie, UniversWitsklinik, 6650 Homburg/Saar
Strauch, Mo, Karlsplatz (Stachus) 3/III, 8000 Miinchen 2
Welter, c., Institut fUr Humangenetik, Universitatsklinik 6650 Homburg/Saar
Winkler, Ro, Abteilung fUr Allgemeinchirurgie, Martin-Luther-Krankenhaus,
LutherstraBe 22, 2380 Schleswig
Inhaltsverzeichnis
Dickdarmkrebs: Diagnostische Fortschritte in den letzten 201ahren
P. Otto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Genetische Faktoren beim Kolonkarzinom
C. Welter, A. Metzdorf, E. Meese, G. Seitz, G. Feifel und N. Blin 5
Ernahrung und Dickdarmkarzinom - Eine epidemiologische Betrachtung
H. Boeing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15
Mogliche Zusammenhange von Stuhl-pH und Kolonneoplasien
G. POll ....................... . 29
Chronisch-entziindliche Darmerkrankungen und Dickdarmkrebs
K. Ewe . ....................... . 33
Dysplasie-Karzinom -Sequenz
P. Hermanek ...... . 45
Screening nach Dickdarmkrebs
R. Gnauck ........ . 57
Friiherkennung des Dickdarmkrebses - Was hat die Krebsfriiherkennung
gebracht?
G. Flatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 65
Grenznutzenanalyse der Abklarungsdiagnostik im kolorektalen Screening
B.-P. Robra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 73
Adaquate Therapie kolorektaler Friihkarzinome.
Eigene Ergebnisse und Literaturvergleich
P. Fruhmorgen, B. Nee! und H. Seeliger . . . . 81
Follow-up-Untersuchungen bei kolorektalen Adenomen
W. Matek .................. . 97
Moglichkeiten limitierter Eingriffe beim kolorektalen Karzinom
R. Winkler ...................... . 105
x
Inhaltsverzeichnis
Tumormarker
R. Klapdor 111
Dickdarmkarzinom - Nachsorge in der Praxis
M. Strauch .............. . 119
Dickdarmkrebs:
Diagnostische Fortschritte in den letzten 20 Jahren
P. Otto
Bis vor etwa 2 Jahrzehnten waren ca. 25-30% aller kolorektalen Karzinome inopera
bel (Cappel et al. 1983). Zu dieser Zeit standen fUr die Diagnostik neoplastischer
Veriinderungen des Kolons lediglich die Anamnese, die digitale Austastung des Rek
turns, die Rektoskopie und der konventionelle Kolonkontrasteinlauf zur VerfUgung.
Zur damaligen Zeit fielen Triiger kolorektaler Karzinome zumeist erst in der sympto
matischen Phase der Erkrankung durch die peranale Blutung, Defakationsstorungen,
abdominelle Spasmen oder gar den Gewichtsverlust auf. Sehr selten nur wurden
kolorektale Neoplasien rein zufallig anliiBlich von Routinerektoskopien entdeckt.
Die zunehmende Zahl von Krebstoten in der Bundesrepublik fUhrte 1971 zur
EinfUhrung eines Krebsfriiherkennungsprogramms, wobei u. a. auch - zwar primiir
fUr Prostatakarzinome gedacht - die rektal-digitale Austastung des unteren Rektums
als Diagnostikum fUr die Erfassung von Rektumkarzinomen eingesetzt werden sollte.
Seinerzeit ertonte noch laut das Hohe Lied der rechtzeitigen digitalen Austastung zur
Friiherfassung kolorektaler Karzinome. So wurde behauptet, daB 60-70% aller
Rektumkarzinome digital zu tasten seien (Bokelmann et al. 1972). O'Donnell et al.
hatten aber bereits 1962 erkannt, daB nur 10-15% der asymptomatischen kleinen
kolorektalen Karzinome mit dem Finger diagnostiziert werden konnen.
Mit dem Rektoskop lassen sich theoretisch zwar 70% aller kolorektalen Karzi
nome erfassen. Tatsiichlich aber waren ihre Entdeckungsraten wesentlich geringer
(Kanzler et al. 1973).
Zur Beurteilung des gesamten Kolons wurde die Endoskopie mit der Rontgenun
tersuchung des Dickdarms kombiniert. Zumeist bediente man sich dabei noch des
Dickdarmfullungs- und -entleerungsbildes. Noch bis Ende der 70er Jahre waren in
Radiologenkreisen heftige Dispute iiber die Effizienz des konventionellen Kontrast
einlaufs und des Doppelkontrastverfahrens iiblich. Die von Welin (1958) propagierte
Doppelkontrastuntersuchung des Dickdarms wurde erst allmiihlich bis Ende der 70er
Jahre diagnostisches Allgemeingut. So muBte noch Ott 1978 ausdriicklich festhalten,
daB sich mit Hilfe der Doppelkontrastuntersuchung 78% aller Kolonliisionen unter
10 mm nachweisen lieBen gegeniiber nur 18% mit dem konventionellen Kontrastein
lauf. Bei Tumoren von mehr als 10 mm GroBe waren es 97 bzw. 77%.
Trotz aller Verbesserung der radiologischen Techniken blieb deren Hauptproblem
die Differenzierung zwischen entziindlichen und malignen Stenosen. Diese wurde erst
durch die endoskopische Untersuchung des gesamten Kolons mit der Moglichkeit zur
gezielten Probeentnahme und deren histologischer Aufarbeitung gelost.
Noch vor knapp 20 Jahren endete die priioperative endoskopische Dickdarmdia
gnostik im unteren Sigma. Die Anatomie dieses Darmsegments setzte dem weiteren
Vordringen mit starren Rektosigmoidoskopen eine natiirliche Grenze. Der alte