Table Of Content~
SpringerWienNewYork
Emanzipation
und Konfrontation
Band IV
In Situ
Herausgeberin Silvie Aigner
SpringerWienNewYork
Inhalt
Vorwort 6
SilvieAigner
Birgit Knoechl 8
Plant-lab-revisited, hybrid_intermediate....stage....11
Alpen Adria Galerie,Klagenfurt
HubertLobnig 12
DieChromtreppe
Alpen Adria Galerie,Klagenfurt
Johannes Domenig 16
The Last Support
Museum ModernerKunst Karnten
Barbara Bernsteiner 20
Lstandortwechsel
Museum ModernerKunst Karnten
Claus Prokop 24
Place, Space and LandscapeNo. 1
Museum Moderner Kunst Karnten
JochenTraar 28
Privatbesitz/ 10kleine Negerlein
Museum ModernerKunst Karnten
JochenTraar 32
ARTPROTECTS YOU
NeuerPlatz,Klagenfurt
Luisa Kasalicky &Manuel Knapp 36
lossless/compressionv.02
Kunstlerhaus Klagenfurt
Katarina Schmidl 40
swallow
Kunstlerhaus Klagenfurt
Ines Doujak 42
Psyche undAmor/ Brechlerinnen
Kunstlerhaus Klagenfurt
Nicole Six & Paul Petritsch 46
Dieinnere Grenze
Kunstlerhaus Klagenfurt
Herwig Turk 50
uncertainty/ referenceless
Kunstlerhaus Klagenfurt
Gernot Fischer-Kondratovitch 54
Kleine Welt - GroBerPlatz
SchaukraftwerkForstsee
Elke Maier 56
Hochspannung
Schaukraftwerk Forstsee
Tomas Hoke 60
Metamaterials
Stift Ossiach
Cornelius Kolig 64
DieakustischeReanimation
Stift Ossiach
Gerold Tusch 68
Grott-eske/ MauerblUmchen/ Pad&Paddy/I
Stitt Ossiach
Ramacher &Einfalt 72
Nestkonstrukte
Stitt Ossiach
SHARE architects 76
architekturTRANSFER
Napoleonstadel,Klagenfurt
Biografien 82
Impressum 86
Vorwort
Die Begriffe »inSitu«oder »SiteSpecifics werden imKunstbereich seit Mitteder 1960erJahre
mit groBer Vielfaltiqkeitverwendet. Sie umfassen nahezu aile Medien in der bildenden undauch
darstellenden Kunst und bezeichnen kunstlerischeArbeiten, die fur einen speziellen Ortgeschaf
fen wurden und auf dessen raurnliche oderthematische Gegebenheiteingehen.DasUmfeld wird
zueinem Teilder Arbeitund als Medium kunstlerlscherGestaltung genutzt. 1mengeren Sinnmeint
der Begriff»inSitu«Kunstwerke und Interventionen,die nuraneinem speziellen Ort mbglich sind.
Dem qeqenuberstehtder geschlosseneWerkbegriff,dersich ehemals vor allemauf dasTafelbild
und die Sockelskulpturbezog.Doch selbstdiese beiden »klassischen Medien«werden heute in
selbstverstandlicher Weise ineinen Orts- und Raumbezug gesetztund mit anderen Kunstgat
tungen interaktivverbunden.
1m Rahmen der Ausstellung KGBEmanzipation undKonfrontation - Kunst ausKiirnten von 1945
bis heute wurden Kunstlerlnnen eingeladen,fur bestimmte Orte kunstlerischeArbeiten zuschaf
fen.Die Bandbreite reichte dabei von raurnlichen Interventionen,wie durch ClausProkop,Elke
Maier,GernotFischer-Kondratovitch oderJohannes Domenig,uberein Reagierenauf dieSituation
mit bereits bestehenden Arbeiten,die durch den Dialog mitdem Ort ineinen neuen Kontextge
stelltwurden,wiediesvor allem furdie Rauminstallationen vonJochen Traar,Birgit Knoechl,Luisa
Kasalicky,Manuel Knapp,HerwigTurk und KatarinaSchmidlzutraf,bis hinzuArbeiten,diedas
Themader Ausstellung alsAusgangsposition nahmen,wieInes Doujak, Barbara Bernsteineroder
Nicole Sixund Paul Petritsch. Die kunstlerische Interventionvon Nicole Sixund Paul Petritsch war
daruberhinaus imrealen Raum,in der Landschaftverortet. HubertLobnig nahmdieAuseinander
setzung mit derArchitekturdes Ausstellungsortes als BasisseinerRaumarbeit. Die Diversitat der
entstandenen Rauminstallation zeigt dabei auch die Bandbreiteder kunstlerischen Arbeiten, die
heute unterdem Begriff»inSitu«zusammengefasstwerden.
Ein besondererOrt furdie Realisierung von inSitu Arbeiten war StiftOssiach,das indieser Form
erstmalsfUrdie Gegenwartskunstgenutztwurde und fUrdie Kunstlerlnnen dieMbglichkeitbot,
sich mit den raurnlichen Gegebenheiten des neu renovierten und umgebauten Stiftes zubefassen.
Der Schwerpunkt lag - entsprechend derKonnotierung des Stiftes durch denCarinthischen Som
mer und die Carinthische Musikakademie - auf Klang- undToninstallationen.ZumTeilwurden,
wiefUrdie Installationvon Ramacher& Einfalt,Raume neu geschaffen oder architektonischeund
thematische Situationen alsGrundlagegenommen,wieimKarntner Klangraum,wo dieKunstler
Tomas Hokeund Gerold Tusch zweiverschiedene formaleZuqanqezueinem gesamten,einheit
lichen Raumerlebnisgestalteten.Cornelius KoligschufimMusikzimmer einenaudio-visuellen
Klangraum undthematisiertedie indiesem Raum bestehende Konkurrenz zurfulminantenAus
sichtauf den See und die dahinterliegende Bergwelt,indem ersie durch dasKalken der Fenster
radikal ausschloss.
Wenngleich dieSetzung imNapoleonstadel ander Grenzezwischen architektonischerund
skulpturaler Umsetzung eines Ausstellungsthemas operiert,wurde die unkonventionelle undspie
lerischeIntervention von SHAREarchitects,die ebenso mit dem Raum agiertwie die Beispiele der
bildenden Kunstlerlnnen,indie Publikation aufgenommen. Dasvon SHAREarchitects entwickelte
Ausstellungskonzept ist eine Kombination von pragmatischer Informationsvermittlung undinter
aktiverAusstellungsinstallation, dieden Besucherdazuauffordert, die Architekturbuchstablich
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zubegreifen und ihr innerhalb desRaumesdurchdas Bewegen vonBallen alslnforrnationstraqer
neue Orte zuzuweisen.
Diefur dieses Ausstellungsprojektgeschaffenen inSitu Arbeiten stellten einen der Schwerpunkte
derAusstellung dar unddokumentierten einefur dieGegenwartskunstselbstverstandliche,
prozessorientierte konzeptuelle Arbeitsweise. Eswar eine besondere Freude und kuratorische
Aufgabe, innerhalb eines Ausstellungsprojektes aufgrund der Dotierung durch das Land Karnten
uberdie notwendigen finanziellen Moglichkeitenzuverfuqen,umortsspezifische Auftraqeverge
benzukonnen unddadurch dieEntstehung vonProjekten zubegleiten und inder Realisierung zu
betreuen.Daruberhinaus war auchdie Bereitschaftder einzelnen Institutionen, dieihre Raurne
den Kunstlerlnnen zurVerfuqunq stellten,einwichtigerFaktor. Mein Dank gilt daher dem Land
Karnten,der StadtKlagenfurt,den kunstlerlschen Leiterlnnen der einzelnen Ausstellunqshauser,
Johannes Raggervonder LandesimmobiliengesellschaftfUrdie Moglichkeitbereits wahrend des
Umbaus inStift Ossiach die notwendigen Einbauten vorzunehmen, dem technischen Aufbauteam
vonOlliAignersowie Manfred Poglitsch,SHAREarchitects und vorallemden Kunstlerlnnen fur
ihren Einsatzund ihrEngagement.
Dieseternporaren Interventionenwerden nunindervorliegenden Publikationdokumentiert, erqan
zendzuden zurAusstellung erschienenen Banden zur Kunst aus Karnten nach 1945.Indiesem
Zusammenhang rnochte ich mich beiGiselaErlacherfur die fotografische Aufarbeitung bedanken,
beiLeopold Sikoronjafur diegrafische Umsetzung,Theresia Hauenfels fur das Lektoratsowie bei
den Autorlnnen, die fur diesen BandTextbeitraqezurVerfuqunq gestellthaben.
SilvieAigner
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Birgit Knoechl
Plant.Jab.revisited
hybrid,intermediate.staqe_1I
Alpen Adria Galerie, Klagenfurt
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Papier unddas Medium derTuschezeichnung bilden dieAusgangsbasisfur dieraumgreifenden
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Installationenvon Birgit Knoechl ebensodas kunstlerische Verfahren des Papierschnitts,als ~· ·
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dessen Pionierder Moderne HenriMatisse gilt.Ernannte dieseTechnik»mitderScherezeich .
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nen«,AisCut-OutVerfahren wurde diese Technik nach dem Zweiten Weltkriegvon derPop-Art \~ ~_ ~. M~
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aufgenommen und inandere Materialien wieKunststoffubersetzt,was eine Erweiterung inden -
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Bereich Skulpturund ObjektkunstzurFoige hatte. Birgit Knoechls Interessegilt vorallemder
Mbglichkeit,dadurch dieLinie der Zeichnung tatsachlich inden Raum zuerweitern. DasPapierals Plent.leb.revisited/ hybricLinterme
diete.steqe.lt,2007/08,Installation
zweidimensionalerBildgrund verlagertsichzumKunstwerk aus Papier.Der Werkstoffwirdselbst
bestehendauscuLouts,Papier,
zumMittelpunktund inseinen materiellen Eigenschaften und Eigengesetzlichkeiten genutzt und Tusche
so neu interpretiert.DasAusgangsmaterial wirdausseinerursprunqlichen Funktiongelbst und
bearbeitet.
Die Kunstlerin arbeitet stets ineinem direkten Bezug zumRaum.Wesentlich istdabeider
sensible Umgang mit dem fragilen MaterialPapier sowie ein Interesseaneinerdifferenzierten
Oberflachenstruktur, die von Birgit Knoechl bewusst einbezogen wird.InihrerArbeitassoziiertsie
dasWachstum der Linie anhand von pflanzlichen Formen.Die gezeichnete Liniewirddurchden
Prozess des Ausschneidens zueinem dreidimensionalen Papierobjekt,das buchstablichinden
Raumwuchert oder inder Ubersetzung indas Medium Videoalsabstraktes Linienspielerscheint.
Das Material ubernimmtdabeisowohl die Rolledes Bildtraqersalsauch des Bildzeichens,indem
das Papierzuvordurch Birgit Knoechl bearbeitet und mitTusche bemalt wird.DieFormenwelt
ihrer Papierskulpturen spieltdabei bewusstmit der Fragevon Vorbild und Wahrnehmung durch
den Betrachter.Wenngleichsieein abstraktes l.inienknauel inden Raum setzt,assoziiertman
Strukturen und Formen des Vegetabilen.Durch den Kontrastvon weiBerundschwarzerHache
wird zudem eine Bewegung durch das Spielvon Licht undSchatten erzeugt.IhreInstallationformt
ein Labyrinth von Linien,das insich eine eigene autonomeWelt zubilden scheint undden Raum
fUrsich einnimmtwie parasitare Pflanzen,die auf ihremWirtwuchern.Daraus entstehen assoziati
ve Diskursevon utopischen undsurrealen Welten bishinzuFormen der Natur.DasWachstum der
Liniewird zumHauptfokus inihrer Arbeit, sowohl als MetapherinBezug auf vegetabile Pflan
zenformen alsauch ineiner Immanenz des Mediums selbst,dasden Raum nicht mehralsillusio
nistische Zeichnung generiert,sondern diese im realen Raumverortet. Die Bezeichnung »hybrid«
verweistdaruberhinaus auf diekonzeptuelle Ausrichtung.Aus unterschiedlichenProzessenwie
der Zeichnung, dem Papierschnitt und der Installationwird ein neues Ganzes.DieBesonderheit
liegtdarin,dass die zusammengebrachten Elementefur sich schon Lbsungen darstellen,jedoch
durch das Zusarnrnenfuhren neue,erwunschte Eigenschaften entstehen.Durch denfur dieArbeit
immanenten Raumbezug ist die Installation alssolche auch nicht inder selben Formwiederholbar,
sondern entfaltet sich immerneu.
SilvieAigner
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