Table Of ContentClaudia Börner
Eltern als
Mediendidaktiker
Elterlicher Einfluss auf die
bildungsbezogene Computer- und
Internetnutzung von Kindern
Eltern als Mediendidaktiker
Claudia Börner
Eltern als
Mediendidaktiker
Elterlicher Einfluss auf die
bildungsbezogene Computer- und
Internetnutzung von Kindern
Claudia Börner
Dresden, Deutschland
Überarbeitete Version der Dissertation „Eltern als Mediendidaktiker. Der elterliche
Einfluss auf die bildungsbezogene Computer- und Internetnutzung von Kindern im
häuslichen Lernumfeld“.
Technische Universität Dresden, 2014
ISBN 978-3-658-14179-0 ISBN 978-3-658-14180-6 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-14180-6
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Geleitwort
Mit ihrer im Fachgebiet der Mediendidaktik angesiedelten Dissertation „Eltern
als Mediendidaktiker. Der elterliche Einfluss auf die bildungsbezogene Compu-
ter- und Internetnutzung von Kindern im häuslichen Lernumfeld.“ beschreitet
Claudia Börner Neuland. Wie geht sie dabei vor? Zuerst stellt sie in Übereinstim-
mung mit anderen Autoren fest, dass Kinder in einer Gesellschaft aufwachsen,
„in der Informations- und Kommunikationstechnologien integraler Bestandteil
ihrer Lebenswelt sind“ und dies insofern ein Thema für Schule und auch Familie
ist. Neu ist die Frage, welche Rolle die Eltern bei der bildungsbezogenen Com-
puternutzung spielen bzw. ob es solche Nutzung überhaupt gibt – oder die im
Haushalt vorhandenen Medien, auch die Onlinemedien, nicht vielmehr als Unter-
haltungsmittel dienen?
Mit dieser Problemstellung greift Claudia Börner neben ihrer wissenschaft-
lichen Expertise auch auf Erfahrungen aus ihrer Tätigkeit als Medienpädagogin
und -didaktikerin auf, um sich so ihrem zentralen Forschungsziel zu widmen: „im
Rahmen einer Bestandsaufnahme die bildungsbezogene Nutzung digitaler Me-
dien (Computer und Internet) im häuslichen Lernumfeld an der Schnittstelle zur
Schule möglichst facettenreich zu erfassen und zu analysieren“ (S. 19). Dabei
erforscht sie Faktoren, „die den elterlichen Umgang mit der bildungsbezogenen
Computer- und Internetnutzung von Viertklässlern beeinflussen“ (ebd.). Aufbau-
end auf den dabei erzielten theoretischen und empirischen Befunden werden
Empfehlungen für die medienpädagogische Eltern- aber auch Schularbeit abge-
leitet.
Damit definiert Claudia Börner ein lern- bzw. bildungstechnologisch, res-
pektive bildungswissenschaftlich fokussiertes Forschungsthema, welches in
seiner Konfiguration typisch ist für eine zeitgemäße Forschung im Spannungsfeld
zwischen pädagogischer Fragestellung und dessen medientechnologischer, hier
insbesondere auch didaktischer Interpretation. Dabei ist es interessant zu lesen,
wie die Autorin Bildungswissenschaft und deren konkrete praktische Anwendung
in Theorie und Forschungsmethodik verknüpft, so neue Impulse für das immer
stärker Beachtung findende Problemfeld der elterlichen Bildungskompetenz
empirisch sichert und theoretisch einordnet.
6 Geleitwort
Wie definiert Claudia Börner den theoretischen Rahmen für dieses Themen-
feld? Ausgangspunkt ist die Analyse begrifflicher Zugänge, zuerst der Familie als
Bildungsort, dann der Hausaufgabenforschung. Wirken diese auf den ersten Blick
exotisch, handelt es sich doch um eigenständige Forschungsfelder, die einen ers-
ten Zugang zum Themenfeld markieren. Anschließend wendet sich die Autorin
dem elterlichen Umgang mit der kindlichen Mediennutzung und der theoretischen
Differenzierung zentraler Begriffe der Medienpädagogik zu, kommt so zu den
Konzepten der „Parental mediation“ und der „Medienerziehung“ als zwei zentrale
Paradigmen. Schließlich behandelt sie die bildungsbezogene Computer- und In-
ternetnutzung im häuslichen Umfeld als einen dritten Theoriezugang und fokus-
siert insbesondere auf die Rolle der Eltern. Auch mit Blick auf die Bezugnahme
zum internationalen Stand der einschlägigen Forschung wird deutlich, dass Frau
Börner keinesfalls der mitunter in der deutschsprachigen Bildungsforschung zu
beobachtenden Engführung auf ausschließlich nationale, deutschsprachige An-
sätze folgt und ihre Analyse vielmehr den State-of-the-art noch dazu unterschied-
licher Wissenschaftsfelder rezipiert. Insofern stützt sich die Theorie-Aufarbei-
tung auf eine umfangreiche Sammlung zu den zentralen Theoriezugängen.
Im Ergebnis untersetzt sie ihr Forschungsprojekt durch geeignete Hypothe-
sen. Bereits an dieser Stelle entwickelt sie ein erstes, sehr anschauliches und in
angemessener Weise umfassendes Modell „zu potenziellen Einflussfaktoren el-
terlichen Unterstützungsverhaltens“, die es dann im Zuge einer empirischen Be-
fundung zu überprüfen gilt. Auf Basis des Modells und der zugeordneten Hypo-
thesen, die einer Zusammenführung der ausgewählten Theorieperspektiven
gleichkommen, definiert Frau Börner folgerichtig auch die Methodik einer empi-
rischen Untersuchung. Empirische Schritte plant sie in Form einer Fallstudie mit
Schülern und danach einer quantitativen Erhebung mit Eltern. Diese Operationa-
lisierung bedeutet eine mehrperspektivische Analyse (Eltern versus Schülern,
Schule versus zu Hause) und fußt zudem auf einer qualitativen plus quantitativen
Vorgehensweise. Für eine in gewisser Weise explorative Situation, wie dies für
ihr Forschungsfeld hinsichtlich der theoriebezogenen Limitationen zutreffend ist
(Akteure und Institutionen, Methoden und Theorien sowie deren Standardisie-
rung) ist dieses Vorgehen ideal. Im Ergebnis kann sie auf diverse Facetten hin-
weisen, diese quantifizieren und forschungsmethodisch reflektieren.
Erster empirischer Schritt ist die ausgewählte Fallstudie „Classmate PC“ an-
hand des Schulversuchs „Junior Physics“ als Beispielprojekt, welches die Autorin
selbst betreut hat. Hier kommt ihr neben der bildungswissenschaftlichen Qualifi-
kation die oben genannte Praxis als Mediendidaktikerin zugute – ohne eine solche
doppelte Qualifikation wäre die authentische und eben auch reflektierte Bearbei-
tung des Themas nicht möglich gewesen. Zweiter empirischer Schritt ist die sta-
tistische Untersuchung mit Eltern- versus Lehrerfragebogen. Beide Instrumente
Geleitwort 7
werden in ihrer Konstruktion und die Durchführung der Studie in Bezug auf die
Stichprobe und das Setting detailliert dokumentiert, umfassen die Darstellung der
einzusetzenden Erhebungsinstrumente und der Stichprobenziehung ebenso wie
Ausführungen zur Untersuchungsdurchführung und zur Datenauswertung. Mit
Blick auf die Erhebungsinstrumente fällt positiv auf, dass sie etablierte Einstel-
lungsskalen in Form des FIDEC und COMA mit einem selbst konstruierten In-
strument (Skala „elterliches Unterstützungsverhalten“) kombiniert.
Desiderata:
Forschungsbedarf: Mit der Digitalisierung verschwinden die Grenzen zwi-
schen Orten. Dies gilt auch für Lernorte und damit das Zusammenwirken
zwischen Familie und Schule. Was bedeutet dies konkret für das Lernen in
der Grundschule und wie erleben Schüler und Eltern die Verfügbarkeit digi-
taler und online Medien als Lernmittel im Haushalt? Welche Aussagen aus
der Lehr-Lern-Forschung und Mediendidaktik lassen sich auf dies Problem
anwenden? Frau Börner hat ein durchaus naheliegendes aber bisher nicht be-
achtetes Themenfeld sehr systematisch adressiert.
Forschungsmethodik: Im Ergebnis ihrer Überlegungen grenzt die Autorin
den Forschungsbedarf methodisch ein und definiert das Vorgehen für die em-
pirische Analyse. Insgesamt geschieht dies wie beschrieben forschungsme-
thodisch ebenso vielfältig wie überzeugend, da sich Claudia Börner ihrer
Zielstellung folgend für ein multimethodisches Design entscheidet, ihre me-
thodischen Kompetenzen demonstriert und erfolgreich umsetzt.
Theoriebeitrag: Konkretes Ergebnis ihrer Forschung ist das oben genannte
Strukturgleichungsmodell, welches gleichermaßen Theoriebeitrag wie auch
Grundlage der Hypothesenprüfung ist. Gut sichtbar wird der starke Zusam-
menhang zwischen den computerbezogenen Einstellungen der Eltern und
dem elterlichen Unterstützungsverhalten, welches insgesamt die bildungsbe-
zogenen Nutzungsdauer digitaler Medien durch die Schüler anteilig erklärt.
Zusätzlich leitet Frau Börner entsprechende Handlungsoptionen ab. In der
abschließenden Zusammenfassung ordnet die Autorin ihre Befunde in den
Theoriekontext ein, stellt Thesen auf und setzt sich eventuellen Unzuläng-
lichkeiten ihres Forschungshandelns auseinander.
Relevanz und Transfer der Befunde: Diese Ergebnisse sind in hohem Maße
relevant, aus meiner Sicht ein ausgesprochen wertvoller Beitrag zum Ver-
ständnis des elterlichen Einflusses auf die bildungsbezogene Computer- und
8 Geleitwort
Internetnutzung von Kindern im häuslichen Lernumfeld. In Bezug auf das
Wissenschaftsgebiet (das der Mediendidaktik) und zudem am Übergang von
formellem zu eher informellem Lernen entsteht zudem das Bewusstsein für
die Bedeutung von Elternarbeit.
Damit einher geht eine Beachtung von pädagogischen Hilfstätigkeiten in ganz
neuer Weise, insofern ist dies ein ausgesprochen praxisrelevanter Forschungsout-
put (wenn man diesen Gedanken weiterführt steht hier das zentrale Paradigma
einer klassischen Präsenz-Lehrer-Rolle zur Debatte – vgl. die Konzepte zum eTu-
tor, eTeacher, u.a.). Frau Börner gelingt es, dies in Bezug auf ihre Frage zur Wirk-
samkeit der Eltern in vorzüglicher Weise sichtbar zu machen und zu diskutieren
– sie entwickelt sogar eine Systematik elterlicher Unterstützungsformen bei der
computer- und internetunterstützten Hausaufgabenpraxis (S. 248).
Darüber hinaus ist auch die Rolle der Schule in Frage gestellt – lässt sich
doch unter regulären schulischen Rahmenbedingungen kaum ein Einfluss der
Schule auf die bildungsbezogene Nutzung digitaler Medien im häuslichen Um-
feld nachweisen. Hier steht die Schule insgesamt vor einer institutionellen Her-
ausforderung. Ob die aktuellen Daten dies in ausreichender Differenzierung er-
fasst haben, kann hinterfragt werden – für die gewählte Stichprobe ist dieser
Befund jedenfalls zutreffend.
Es handelt sich um eine in der methodischen Umsetzung ausgesprochen an-
regende und ebenso gelungene Arbeit. Theoretisch besonders anregend ist die
Kombination von wissenstheoretischen mit weiteren fachwissenschaftlichen
Überlegungen. Claudia Börner schafft in ihren Erklärungen Übergänge, die ei-
nerseits innovativ und andererseits für den Leser argumentativ nachvollziehbar
und sogar in dessen familiärer Lern- (bzw. Wissens-) Technologie-Praxis beo-
bachtbar sind.
Insgesamt entwickelt Claudia Börner eine für die Praxis der Lern- und Me-
dienforschung, respektive die Praxis der Mediendidaktik (und teils auch darüber
hinaus), ergiebige Interpretation, deren Bedeutung gerade auch im Vergleich der
empirisch vorzüglich gestützten Integration modellhafter Ansätze zu finden ist.
Sehr gut sichtbar wird ihr Theorie-Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs im
Themenfeld in Form der Modellüberprüfung sowie nachgelagerter Prüfungen.
Ebenso wirksam ist die Anbindung ihrer Aussagen an die eingangs zitierte
Literatur zur Theorie, wobei die Lektüre für Eltern und Pädagogen ausdrücklich
empfohlen wird.
Prof. Dr. Thomas Köhler
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ......................................................................... 13
Tabellenverzeichnis .............................................................................. 15
A Einleitung ......................................................................................... 17
1 Problemstellung ................................................................................. 17
2 Zielsetzung und Forschungsfragen .................................................... 19
3 Bezugsrahmen – Eingrenzung des Forschungsfeldes ........................ 19
4 Struktur der Arbeit ............................................................................ 21
B Stand der Forschung ....................................................................... 23
1 Familie und Bildung .......................................................................... 23
1.1 Familie als Bildungsort .......................................................... 26
1.2 Hausaufgabenforschung ......................................................... 34
1.3 Zusammenfassung und Implikationen ................................... 43
2 Elterlicher Umgang mit der kindlichen Mediennutzung ................... 45
2.1 Theoretische Differenzierung zentraler Begriffe der
Medienpädagogik ................................................................... 45
2.2 Parental mediation und Medienerziehung –
zwei Paradigmen .................................................................... 49
2.3 Forschungsstand parental mediation ...................................... 52
2.4 Forschungsstand Medienerziehung in der Familie ................. 63
2.5 Zusammenfassung und Implikationen ................................... 72
3 Bildungsbezogene Computer- und Internetnutzung im häuslichen
Umfeld – Die Rolle der Eltern .......................................................... 73
10 Inhaltsverzeichnis
3.1 Konzept des bildungsbezogenen medialen Habitus von
Grundschulkindern ................................................................. 74
3.2 Erklärungsmodelle zum Einsatz digitaler Medien in Lehr-
und Lernprozessen ................................................................. 76
3.3 Hemmende und förderliche Faktoren zum Einsatz digitaler
Medien im häuslichen Lernumfeld ........................................ 83
4 Hypothesen und Modellentwicklung als Ausgangspunkt der
empirischen Studie ............................................................................ 87
4.1 Hypothesenbildung ................................................................ 88
4.2 Modellentwicklung ................................................................ 90
C Empirische Untersuchung – Methodik .......................................... 93
1 Übersicht über den Aufbau der empirischen Studien ........................ 93
2 Forschungsdesign der Fallstudie „Classmate PC“ ............................. 95
2.1 Beschreibung des Schulversuchs „Junior Physics“ ................ 95
2.2 Ziel und leitende Forschungsfragen ....................................... 96
2.3 Anlage der Fallstudie ............................................................. 97
2.4 Erhebungsinstrumente: Aufbau und Operationalisierung ...... 99
2.5 Durchführung der Fallstudie und Datengrundlage ............... 108
2.6 Datenauswertung .................................................................. 110
3 Forschungsdesign der quantitativen Elternerhebung ....................... 111
3.1 Erhebungsinstrument und Operationalisierung .................... 112
3.2 Durchführung ....................................................................... 114
3.3 Stichprobenziehung und Rücklauf ....................................... 115
3.4 Datenauswertung .................................................................. 118
D Empirische Befunde der Fallstudie „Classmate PC“ ................. 121
1 Stichprobenbeschreibung ................................................................ 121
1.1 Geschlecht und Alter der Eltern und Kinder ........................ 121
1.2 Sozioökonomische Stellung der Familien ............................ 122
2 Potenzielle Einflussfaktoren ............................................................ 124
2.1 Computerbezogene Einstellungen der Eltern ....................... 124
2.2 Elterliches Nutzungsverhalten ............................................. 126
3 Stimmungsbild der Eltern vor der Intervention ............................... 128
4 Elterliche Erwartung und Erwartungserfüllung ............................... 131