Table Of ContentBEIHEFTE ZUR
ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE
BEGRÜNDET VON GUSTAV GRÖBER
FORTGEFÜHRT VON WALTHER VON WARTBURG
HERAUSGEGEBEN VON KURT BALDINGER
Band 152
INGE POPELAR
Das Akademiewörterbuch
von 1694 - das Wörterbuch
des Honnête Homme?
MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN
1976
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Popelar, Inge
Das Akademiewörterbuch von 1694 [sechzehnhundertvierundneunzig], das Wör-
terbuch des Honnête Homme? - 1. Aufl. - Tübingen : Niemeyer, 1976.
(Zeitschrift für romanische Philologie : Beih. ; Bd. 152).
ISBN 3-484-52057-4
ISBN 3-484-52057-4
© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976
Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es
auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem
Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany
Satz: Rothfuchs Dettenhausen
Vorwort
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Dissertation, die bereits
im Jahre 1962 von der Philosophischen Fakultät der Humbold-Universität zu
Berlin angenommen wurde, aus zwingenden technischen und privaten Grün-
den aber erst jetzt im Druck erscheinen kann.
Für die Drucklegung wurde sie ganz durchgesehen und durch die neuesten
FEW-Angaben ergänzt.
Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei darauf hingewiesen, daß die
Dissertation unter meinem Mädchennamen, Inge Schwinzert, registriert ist.
Das Thema der Untersuchung erhielt ich von meinem verehrten Lehrer,
Herrn Professor Dr. Dr. h.c. Kurt Baldinger, der die Arbeit von Anfang an be-
treut hat und jetzt auch ihre Drucklegung ermöglicht. Ihm sei an dieser Stel-
le mein aufrichtiger Dank ausgesprochen.
Heidelberg, 1975 Inge Popelar
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 1
I. Mots bas 8
1. Realistischer Wortschatz mit vulgärer Tendenz 8
2. Vulgärer Wortschatz 16
1. Boire 17
2. Manger 27
3. Personne grosse et grasse 37
4. Personne grossière, mal faite 42
5. Personne sotte, stupide 48
6. Personne rusée, hypocrite 54
7. Affaires et commerce 59
8. Homme lâche, fanfaron 68
9. Injures 70
10. Maltraiter 79
11. Battre 87
12. Fuir 92
13. Mourir 97
14. Vie sexuelle 101
15. Expressions diverses 112
3. Semantisch unbelasteter Wortschatz 117
II. Mots vieux 128
1. Von Ac 1694 nicht getadelter Wortschatz 128
2. Von Ac 1694 getadelter Wortschatz 179
Kritik am Akademiewörterbuch 195
Schlußkapitel 202
Literaturverzeichnis 221
Register 224
VII
Einleitung
I. Das Akademiewörterbuch von 1694 wird auf Grund der Prinzipien, nach
denen es verfaßt ist, auch das Wörterbuch des ,honnete homme' genannt1.
Die Akademie selbst gebraucht diesen Terminus im Vorwort, wo es heißt,
der Gegenstand des Wörterbuches sei «la langue commune, teile qu'elle est
dans le commerce ordinaire des honnestes gens . . .» Aus dieser Zielsetzung
ergibt sich, daß der nicht zum ,bel usage' gehörende Wortschatz von der Auf-
nahme ausgeschlossen bzw. als solcher zu kennzeichen war, d.h. in der Haupt-
sache vulgäre und veraltete Wörter sowie Ausdrücke der ,Künste und Wis-
senschaften', sofern diese nicht allgemein gebräuchlich waren.
Gegenstand der vorliegenden Arbeit bildet eine Untersuchung der beiden
wichtigsten dieser Gruppen, der ,mots bas' und der ,mots vieux'. Beide Teile
der Arbeit enthalten sowohl den Wortschatz, der vom Akademiewörterbuch
(1694) unbeanstandet blieb, wohl aber von zeitgenössischen Grammatikern
und Wörterbüchern getadelt wurde, als auch den von Ac 1694 selbst als ,bas'
oder ,vieux' bezeichneten.
Das Hauptinteresse galt naturgemäß dieser ersten von Ac 1694 nicht bean-
standeten Kategorie, darunter, bei den ,mots bas', besonders dem Wortschatz
des 2. Kapitels. So ist denn auch der Vergleich mit den im Literaturverzeich-
nis angeführten Wörterbüchern je nach den sachlichen Erfordernissen in ver-
schiedenen starkem Umfang vorgenommen worden.
Von den herangezogenen Wörterbüchern des 17. Jhs. waren (abgesehen
von den SpezialWörterverzeichnissen) Miege 1688, Rieh 1680, Miege 1679,
Widerh 1677, Oud Rech 1655 für die Behandlung dieses Themas die wichtig-
sten, da diese ihrer Anlage nach (wenn auch mit unterschiedlicher Konsequenz)
puristische Wörterbücher sind. Zum Unterschied vom Akademiewörterbuch
bedienen sie sich bei ihrer Kritik verschiedener Zeichen (Stern, Kreuz usw.),
die sich nicht immer eindeutig interpretieren lassen:
1 so von W. v. Wartburg in der Evolution et structure de la langue française (Bern
21937, p. 162; noch To1971, p. 172).
1
OudC 1640: «Pour ce qui est des estoiles et du mot vulg.il faut entendre
que ce ne sont pas des phrases dont on se doive servir qu 'en
raillant. »1
Oud Rech 1655: «Les mots marquez d'une estoille sont estrangers ou anciens
et hors d'usage.»
Widerh 1677: a) «On a marqué d'un asterique les mots qui ne sont soufferts
que dans le stile bas ou burlesque, pour les distinguer d'avec
ceux qui sont dévouez au stile grave ou héroïque.»
b) «Et l'on a mis une croix au devant des mots surannez, qui
ne se trouvent plus que dans les vieux coutumiers, dans les
vieux romans et les vieux poètes et devant ceux du barreau
et du stile des notaires.»
Miege 1679: «Tis true that some obsolete words are not so much out of
date, but that they will pass sometimes; and though not
approved of by the generality may be found nevertheless
amongst some of our late authors. These indeed, together
with some new-coyned words that in all probability will
hardly come to use, I have admitted here; but with a pre-
fixed mark, to distinguish them thereby from current
words.»
Rich 1680: «La croix qui est vis à vis du mot, ou de la façon de parler
veut dire que le mot ou la façon de parler n'ont proprement
leur usage que dans le stile simple, dans le comique, le bur-
lesque, ou le satirique.»
«Mais lors qu'on trouve à côté du mot, ou de la phrase une
étoile et une croix, ou une croix et une étoile, cela signifie
que le mot ou la façon de parler se prennent figurément,
mais qu'ils n'ont cours que dans le stile le plus simple,
comme dans les vaudevilles, les rondeaux, les épigrammes,
et les ouvrages comiques.»
Miege 1688: a)+ «Shows, that the word is only used in a burlesk, jocose, or
comical sense; or else, that it is not current in any style but
is either forced, or provincial, or such as grows out of date.»
b) «Denotes an obsolete, or antiquated word, hardly fit to be
used in any manner of style.»
Der Benutzer des Miege 1688 muß selbst entscheiden, ob das mit + versehene
Wort als ,burl.' oder ,grows out of date' anzusehen ist. Dabei ist zu beachten,
daß die Burleske sowohl ,mots bas' als auch ,mots vieux' umfaßt.
Der Wortschatz des 2. Kapitels (vulgärer Wortschatz) war für die Gramma-
tiker offenbar indiskutabel; Stellungnahmen fehlen hierzu fast vollständig.
1 Cf. De Callières, Bon et mauv.us., p.20: «... à moins qu'il ne le dise en raillant, la
raillerie ayant le privilege de pouvoir employer des mots vieux ou bas comme
ceux-ci.»
2
