Table Of ContentSIEGEL UND CHARAKTERE
IN DER MUHAMMEDANISC1IEN
ZAUBEREI
VON
DR. H. A. WINKLER
TÌ HINGEN
MIT 3 TAFELN
1930
WALTER DE GRUYTER & CO.
VOHMAIiS (i. J. UO.SUIIK.VSL'ilK VHIILAUSII A NDMi.Vi .1 I.UTTI.NTAI., Vl.ltl. Vl.*>-
HUCllilANDLUNU — ÜK01UJ IllilJIKIL - KAKI. ,1. Tllf ll.\KJI — VII" \ ••».MI*.
BERLIN UNI) LEIPZIG
Vorwort.
Die vorliegende Arbeit ist aus einer Dissertation hervorgegangen,
die mit dem Titel „Über ilas Wesen und die Herkunft einiyer muhammt-
dänischer Zaubercharaktire" im Februar 1025 der Tübinger Philoso-
phischen Fakultät vorgelegt wurde.
Beim Durchblättern von Zauberbüchern — gleich, ob europäischer
oder orientalischer, antiker, mittelalterlicher oder moderner, ob chine-
sischer oder indischer — fallen die sonderbaren Zeichnungen, geome-
trischen Kompositionen und buchstahenähulichen Charaktere ins Auge,
die hier oft eingestreut sind. Der Blick des wissenschaftlichen Be-
trachters wird wie der des Zauberers von diesen Zeichen festgehalten.
Vielfach werden in Arbeiten über Zauberei, bei Textausgaben und
Übersetzungen gerade diese Zeichen nicht mitgeteilt, oft wohl aus
Rücksicht auf die typographischen Schwierigkeiten. Aber auch das
Interesse für diese sinnlosen Zeichen ist, wie entsprechend für sinnlose
Zauberworte, meist gering. Sie spielen aber in der Zauberei überhaupt
und in der muhammedanischen besonders eine wichtige Holle. Sie
haben sich von Generation zu Generation vererbt und bewahren
altertümliche Denkmäler, deren Untersuchung sich lohnt. Um die
Stellung der Siegel und Charaktere in der muhammedanischen Zau-
berei zu erkennen, ist es nötig, auch die Umgebung, in der sie in den
Zauberbüchern erscheinen, überhaupt die Ideenwelt des Zauberers zu
beleuchten. So finden sich im folgenden auch Feststellungen, die
nichts mit den Charakteren unmittelbar zu tun haben, die aber doch
vielleicht zum Verständnis der Menschen, die mit jenen Zeichen
zauberten, helfen. Ein langer Exkurs über Salomo, sein Siegel und
seinen Kampf gegen eine kinderraübende Dämonin. der ursprünglich
im Anschluß an die Bemerkungen über «las Pentagramm in dieser
Arbeit seine Stelle hatte, mußte ausgeschieden werden, um überhaupt
die Drucklegung zu ermöglichen.
Meinen verehrten Lehrern Prof. M. LIDZHAKSKI r und Prof.
E. LITTMANN, die mir das Tor zu meiner Wissenschaft erschlossen
haben, danke ich herzlich. Herr Prof. LIDZUAKSKI stellte mir aus seiner
Bibliothek eine Reihe arabischer Zauberbücher und einige gedruckte
und geschriebene Amulette zur Verfügung. Herr Prof. LITTMANN
förderte die vorliegende Untersuchung von der Doktorarbeit an bis
heute. Aus seiner Sammlung konnte ich im Anhang einige Amulette
veröffentlichen. Herrn Prof. LITTMANN habe ich nicht nur an wissen-
schaftlicher Erkenntnis das beste zu danken, sondern in jeder Weise
ist mir von ihm der Weg geebnet worden.
Zu großem Danke bin ich weiter Herrn Staatsminister Prof.
l\ H. BKCKKK und der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft
verpflichtet. Herr Minister BECK EH ermöglichte mir durch drei Stipen-
dien, daß ich mich nach der Promotion meinen Studien weiter widmen
konnte. Dann half mir die Notgemeinschaft durch Forschungsstipen-
dien während zweier Jahre, die Arbeit zu Ende zu führen.
Gedruckt wurde die Arbeit mit Unterstützung der Hamburgischen
Wissenschaftlichen Stiftung, für deren Vermittlung ich Herrn Prof.
STROTHMANN herzlich danke.
H. A. Winkler.
Inhaltsverzeichnis.
Vorwort VII
Einleitung 1
§ 1. Die Schreckhaftigkeit des Zauberers 1
§ 2. Die „Potenzen'" des Zaubereis 4
§ 3. Der Sinn des Zauberers für Totalität 14
§ 4. Die Anhäufung ähnlicher Umdrucke in der Zauberpraxis "J:>
§ 5. Das Faszinierende des Zauberspruches •_('>
§ Ö. Das Faszinierende der Zauberzeichen 37
§ 7. Die Neigung des primitiveren Menschen, in befremdende
Erscheinungen etwas Bekanntes hineinzusehen oder
hineinzuhören ".> o
Die sieben Siegel.
Kapitel I. Die Quellen ;>.">
Kapitel II. Al-Bünls öadwal liü
Kapitel III. Die Begriffe „Siegel" und „siegeln" in der
Zauberei 11 n
Kapitel IV. Die Formen der sieben Siegel 114
Kapitel V. Das Vorkommen des Pentagrammes und des Hexa-
grammes im Altertum und frühen Mittelalter 111)
Kapitel VI. Das Siegel Salomos 1 i'T
Kapitel-VII. Das Siegel Salomos in der inuhammedanischen
Eschatologie 132
Kapitel VII l. I)aH Pentagramm in der Jleihe der sieben Siegel 133
Kapitel IX. Die vier senkrechten Striche 13K
Kapitel X. iiä' und Wäw 143
Kapitel XI. Die drei senkrechten Striche mit der darüber
schwebenden Querlinie 14l>
Kapitel XII. Das Mim und die Leiter 147
Die Brillenbuchstaben.
Kapitel 1. Die Brillenbuchstaben in der inuhammedanischen
Zauberliteratur 1.1U
Kapitel II. Die Bezeichnung der Brillenbuchstaben in der
muhammedanischen Literatur ltio
— X —
Kapitel III. Die Brillenbuchstaben in der Antike 103
Kapitel IV. Der Ursprung der .Brillenbuchstaben Io;{
Kapitel V. Die Verbreitung der Brillenbuchstaben seit der
ausgehenden Antike 105
Rückblick 108
Bemerkungen zu den Tafeln 170
Nachträge 175
Register 177
Abkürzungen.
AZ = Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde.
AR = Archiv für Religionswissenschaft.
EI = Enzyklopädie des Islam.
ERE = Encyclopaedia of Religion and Ethics.
JA = Journal Asiatique.
JE = Jewish Encyclopedia.
JPOS = Journal of the Palestine Oriental Society.
JQR - Jewish Quarterly Review.
JRAS = Journal of the Royal Asiatic Society.
PEF = Palestine Exploration Fund Quarterly Statement.
PSBA = Proceedings of the Society of Biblical Archaeology.
RHR = Revue de l'Histoire des Religions.
RVV - Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten.
WZKM = Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes.
ZA =-. Zeitschrift für Assyriologie.
ZDMG =
Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
ZDPV =
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins.
ZE =
Zeitschrift für Ethnologie.
ZKM =
Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes.
Einleitung.
Die wissenschaftliche Bearbeitung von Zaubertexten oder ein-
zelner Elemente der Zauberei hat ihre besonderen Schwierigkeiten,
weil die Sphäre, in der sich die Gedankengänge des Zauberers ab-
rollen, eine wesentlich andere als die unseres eigenen Denkens ist
und weil das Ziel seiner Anstrengungen außerhalb des wissenschaftlich
Erfaßbaren liegt. Die Beschwörungsformeln, Geisteinamen, Siegel,
Koranverse und Berichte von Wundern, die wir z. I>. in der muhamme-
danischen Zauberpraxis finden, verdanken ihren jeweiligen Platz
gewissermaßen dem Zufall, sie sind nicht das, worauf es dein Zauberer
ankommt, sie sind nur ein Mittel, um mit den jenseitigen Machten
in Verbindung zu treten, ein Spiegel, durch dessen Strahlenbrechung
er in die jenseitige Welt blicken oder seine Befehle dorthin gelangen
lassen kann. Durch Fasten in der Einsamkeit vorbereitet, richtet
er sein Sinnen etwa auf die seltsam klingenden, keiner Menschen
spräche entstammenden Worte einer Beschworung und findet dann
plötzlich den Kontakt mit der anderen Welt, den er erstrebt. Die
Zaubernamen oder was es sei, dienten zu einer ,,Dekonzentration",
einer Ablenkung und Sammlung der Sinne des Alltags auf ein solches
Symbol der Geisterwelt; dadurch erreichte die Psj'che des Zauberers
die nötige Unbefangenheit, welche die Basis für jenen Erfolg abgab.
So sind bei einem Muslim, Christen oder Juden und auch innerhalb
der gleichen Gemeinschaft die Materialien, die der Zauberer zu der
„Spiegelung" verwendet, verschieden, zufällig, das letzte Ziel überall
das gleiche. Und eben weil nur diese bunte Fülle der Hilfsmittel,
der „Spiegel", des Zauberers unserer wissenschaftlichen Erforschung
zugänglich ist, gestaltet sich diese schwierig. Wir können nur fragen,
warum z. B. irgendein Wort oder Zeichen von dem Zauberer gewählt
worden ist und woher er es nahm. Die erste Frage wird uns dazu
führen, die Eigenart der Psyche des Zauberers zu erkennen, die zweite,
historischen Zusammenhängen nachzuspiiren.
§ 1. Die Schreckhaftigkeit des Zauberer».
Die ethnologische und soziologische Forschung der letztin Jahr-
zehnte hat gezeigt, daß die Naturvölker in einer von der unseren
2
wesentlich verschiedenen Art die Sinneseindrücke verarbeiten. Das
Kennzeichnende ist ihr Sinn für die Kollektivität, der einen einzelnen
Eindruck gern mit anderen irgendwie naheliegenden Eindrücken ver-
bindet und oft auch identifiziert. Das geistige Leben des sog. Primitiven
ist in starker Weise vom Affekt beeinflußt; er gerät leicht in Er-
staunen, ist schreckhaft, ungreifbare Gefahren und Überraschungen
bedrohen ihn bei jeder Bewegung und nur ein oft bis ins kleinste
gehendes Zeremoniell schenkt ihm Beruhigimg. Bei fortschreitender
Entwicklung meistert das beginnende logische Denken allmählich so-
wohl die Schreckhaftigkeit des Primitiven, wie auch das Zusammen-
ballen der Eindrücke zu Komplexen. Aber in den unteren Schichten
jedes Volkes leben die alten Vorstellungen und Riten weiter und
gelangen in dazu neigenden Individuell, eben den Zauberern, zu Aus-
formung und Anwendung.
Einige Beispiele mögen diese primitive Schreckhaftigkeit belegen.
In einem arabischen Geschichtswerk, das dem 13. Jahrhundert, an-
gehören mag, wird von den Wundern Ägyptens gefabelt. Dort lesen
wir von einem Idol „das beide Augen offen hatte und auf einem
Throne saß, Es hatte bei sich etwas, wie eine Hellebarde. Wenn
jemand auf diese seinen Blick warf, hörte er eben von dieser Seite
einen entsetzlichen Lärm, der ihn fast das Herz hätte verlieren lassen.
Und wer diesen Lärm gehört hatte, starb davon"1). In einem per-
sischen Geschichtswerk ähnlicher Art findet sich folgendes Beispiel:
„Ganz oben auf der Festung sah man einen Reiter im Galopp. Mit
einer Hand hielt er die Zügel seines Pferdes, während die andere auf
der Kruppe seines Renners ruhte. Jedesmal wenn ein Mensch den
Fuß auf die erste Stufe der Treppe setzte, die zu der Festung führte,
stieß der Reiter einen lauten Schrei aus und die Seele dieser Person
entfloh"2). Schatzgräber haben in einer Pyramide folgendes Aben-
teuer: „Dann kam ihnen eine entsetzliche Stimme aus dem Innern
dieser Höhle, die sie verwirrte und blendete, so daß sie unbeweglich
und gefühllos hinfielen".3) Von den Gefährten des iranischen Helden
Sam heißt es: „Wie der Drache Sam sah, stürzte er sich auf ihn.
Sam schlug ihn mit seiner Keule aufs Haupt, so daß er auseinander-
fiel und der Drache einen so furchtbaren Schrei ausstieß, daß alle
') ISfcgypte de Murtadi, TRAD. pur PIERRK VATTJKH, (Paris 10Ü(I) S. 47.
nach einer HÜ. (1er JJibliothok des Kardinal« Muzurine. Diu Hs. bofindot sieh
nicht mehr in dieser .Bibliothek.
*) E. HLIK'HET, £ttt<tm nur U ynoxticiismc inunulmtui, (Rom 11)13), 8. 1 ii 1 ff.
(SoparutulKlruck aus der liivistu degli studi uricntuli, voll. II. III. IV. VI).
3) Murtadi, S. 54.
:t -
Geführten Sams vor Sehreeken auf den Boden fielen.'1) Die tödliche
Wirkung des Schreis finden wir ini Koran, wenn der Schrei Gabriel*
die Menschen „erfaßt"2). Ebenso brechen beim ersten Trompetenstoß
des Engels 'Isräfil beim jüngsten Gerichte alle Menschen tot zusammen.3)
Von einem Dämon Dalhät wird berichtet, daß er ein Schi ff angriff
und dabei einen Schrei ausstieß, durch den die Insassen des Schiffes
auf ihr Gesicht niedergeworfen wurden. Dann erfaßte er sie.')
Weiter kennen arabische Autoren Schlangen, die durch ihr Zischen
schon auf Bogenschußweite töten, auch ihr .Blick tütet''). Nach
deutschem Aberglauben schreit „die Alraunwurzel beim Ausgraben
so entsetzlich, daß der Grabende davon sterben muß.1'6) In einem
nordamerikanischcn hidianermärchen wird erzählt, daß der Koyote
einen Büffel verfolgt und dabei so laut schreit, daß dieser vor Schreck
zusammenbricht.7) Etwas reflektiert liegt die gleiche Vorstellung in
einem anderen Indianerinärcheu vor, wenn der Blauhfther im Geister-
lande die Geister mit lauter Stimme anredet und diese dann als
Skelette zusammenbrechen, was nicht geschieht, wenn man mit ihnen
flüstert"). In einem neuseeländischen Märchen wird von einem Holz-
bilde berichtet, das, Vom Zauberei' beschworen, alle Fremdlinge mit
lauter Stimme andonnert, wodurch sie sterben").
Dieselbe Wirkung wie der Schall hat auch der Anblick von etwas
1) Ihn [sfaniii ¡¡ärs Ii ivtury of 'J'ubaristün, (ubers.j hy Ii. (i. IlmmMj, (¡ihh-.
Memorial Series II. IM. (1005), S. 42.
a) Süra 11 V. 70, 1 5 V. 73, 23 V. 43, 2Ü V. 3!), 3(i V. 2M, 37 V. 10.
a) Sunt 3!» V. ()8.
4) JONAS ANSUACHHU, lJie Abschnitte über die (JeisUr und wunderbaren
G'escköpje aus Qazw'tn'ts Kusmi/ijraphie. Krl. JJiss., (Kirchhain N.K. I!t05), S. 17.
5) J. RUSKA, al-haiya in clor E. 1. Weiter« Beispiel» z. B. in al-Damii ¡^
Hujät al-ltuj'awün.
") J. GRIMM, Deutsche Mythologie, 4. Ausg. 15(1. 2, S. 1000. .MAN laßt
deshalb die Wuizel durch einen Hund herausreißen. Dieser Aberglaube auch
im Orient. Auch liier tötet die Wurzel durch ihren Schrei und lüüt man -.ie
dosliulb durch einen Hund herausreil.ien. Vgl. G. J.u.'Oii, Ein ttyyjitisvher
Jahrmarkt im Iii. Jalirli. Sitzungsberichte d. Kgl. Bayer. Akad. d. Wissensch,
[ihil.-hist. Kl. 1910, 10. Abli. S. IC. Ähnliches findet sich im armenischen Volks-
glauben. M. AUKOHIAN, lJer armenische Volktujluübe. Jenaer lJi(Leipzig
18!»9). S. (iOf. Vgl. H. MARZIOLL'S Artikel „Alraun'- im llutuluwU rbuch des
deutschen Aberglaubens. Iiier reichlichste Materialien und vor allem die antiken
Vorlagen.
') W. KKICKKIIKIK;, Nunlamerikanische Indiam rmäi chi n, (Jena l!)24,
Diu Miirchen der Weltliteratur) S. I7ti.
») Klxlu. S. 24011.
*) I*. ÜAMIIKUI'II, Sitd.it t nuirchett, (Jena 1021, Die .Märchen der Welt
literutur) S. 332.
_ 4 -
Schrecklichem. Das bekannteste Beispiel ist das Glorgonenhaupt.
Besonders aus der Welt der Naturvölker würden sich auch hierfür
noch manche Beispiele anführen lassen1).
Diese Wirkung auf Auge und Ohr entwickelt sich dann zur Wir-
kung mit Auge und Mund. So heißt es bei al-Tilimsäni von einem,
der sich durch Dikl- mit al-Käbid „der Ergreifer", einem von den
99 schönen Namen Allahs, vorbereitet hat, daß „wenn er auf einen
Vogel in der Luft blickt, dieser tot herunterfällt und wenn er seine
Stimme über jenes Stimme erhebt, jener, zugrunde geht und wenn
er über einen Berg spricht, dieser sich spaltet oder über einen Toten,
so wird dieser wieder lebendig"-). Auch wer sich mit den schönen
Namen Allahs al-Muktadir, al-Küdir „der Machtvolle, der Mächtige"
vorbereitet, wird einen Vogel aus der Luft herunterholen, als hätte
er ihn mit einem Pfeile geschossen, wenn er nur einen einzigen Blick
auf ihn wirft11). Hier liegt dann eine der Wurzeln des bösen Blickes.
vj 2. Die „Potenzen" des Zauberers.
Der Tod wird in Wirklichkeit sehr selten der Erfolg des' Er-
schreckens sein. Wie wirken nun derartige unerwartete Eindrücke
auf Auge und Ohr, denen der primitive Mensch so zugänglich ist,
weiter, wenn er das erste Erschaudern überwunden hat. Er ist heftig
erregt worden, also ist da irgend etwas „Mächtiges'" vorhanden, mit
dem er rechnen, gegen das er sich schützen muß. Unser Denken
fordert, wenn nicht die logische Aufhellung eines solchen Erlebnisses,
doch eine Individualisierung eben dieses Mächtigen. Der Primitive
hat nicht dieses Bedürfnis. Auch der Zauberer, der in der muhamme-
danischen Zauberei zur Sprache kommt, steht unter dem Eindruck
der „Macht", gegen die er sich schützt oder die er sich dienstbar
macht. So gilt die Süra «/-'oVö (Süra 87) 100 mal mit den Namen
des Mondes aufgeschrieben als ein Schutzmittel für den, der sich vor
den Dämonen (ai-'awürid) der Nacht und des Tages, des Wassers,
der Bäume und der Quellen fürchtet4). So berichtet
BALDKNSPKKUUR
über palästinischen Volksglauben: „Wo immer die Natur besonder?,
merkwürdig ist, wird der Gänn sicherlich gefunden werden: Wasser-
') vgl. K. TH. PREUSS, Glauben und Mystik im Schatten' den höchsten
LVeseim (Loi|>zig 192U), S. 57. R. THUKNWAI.D, Die Eingeborenen Australiens
und der Südseeinseln. (Tübingen 1927), S. 21. (In A. HEHTHOI.KT'S Heliijiunsijesch.
Lesebuch).
') Ilm ul-Hägg al-Tilimsünl, Suinüs aWanwär wakunüz al-'asrär al-
kubrü, (Kairo, Mathu'at al-tukaddum al-'ilmlja 1329) S. 19.
") Ebenda 8. 140.
') Ebenda S. lliü.