Table Of Content10 L A T E R E S
Der Autor thematisiert die Funktion der Tropologie in Origenes’ Hermeneutik
T e x t e u n d S t u d i e n z u A n t i k e ,
und Exegese. Er behandelt dessen Tropus-Begriff, Methodologie und Zei-
chentheorie. In diesem Kontext klärt er die Methode des Alexandriners, bib- M i t t e l a l t e r u n d f r ü h e r N e u z e i t
lische Ausdrücke nach dem heuristischen Prinzip der doppelten Bezugswelt
als Tropen zu identifizieren und diese nach ihrer Zugehörigkeit zum üblichen 10
Sprachgebrauch oder zur Welt der Spiritualität zu kategorisieren. Die Dar-
stellung der origenischen Dialektik führt dem Leser das begriffliche Arsenal
vor Augen, mit dessen Hilfe der Exeget der Bibel deren geistige Bedeutung
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erschließt. Unter dem Aspekt „Wahrheit und Methode“ erörtert der Autor den te
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Erkenntniswert der analysierten Interpretationstheorie. Die Studie erhellt, die o
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Tradition einbeziehend, die bibelhermeneutische Theoriebildung im antiken n D i e t e r L a u
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Dieter Lau, geboren 1940 in Regensburg, ist Professor (em.) für Kulturge- r
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schichte des Griechischen und Lateinischen an der Universität Duisburg- et
Essen. Di
www.peterlang.com ISBN 978-3-653-06721-7
LATERES 10-267211_Lau_ak_A5HC PLE.indd 1 27.04.16 KW 17 10:18
Origenes’ tropologische Hermeneutik
und die Wahrheit des biblischen Wortes
LATERES
TEXTE UND STUDIEN ZU ANTIKE,
MITTELALTER UND FRÜHER NEUZEIT
Herausgegeben von Rüdiger Brandt, Dieter Lau,
Kurt Otto Seidel und Carsten Wollin
BAND 10
Zu Qualitätssicherung und Peer Review Notes on the quality assurance and peer
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erscheinenden Arbeiten wird vor der published in this series is reviewed by
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Dieter Lau
Origenes’ tropologische
Hermeneutik und die Wahrheit des
biblischen Wortes
Ein Beitrag zu den Grundlagen
der altchristlichen Bibelexegese
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Universitätssignet auf dem Umschlag:
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Universität Duisburg-Essen.
ISSN 1610-6806
ISBN 978-3-631-67211-2 (Print)
E-ISBN 978-3-653-06721-7 (E-Book)
DOI 10.3726/978-3-653-06721-7
© Peter Lang GmbH
Internationaler Verlag der Wissenschaften
Frankfurt am Main 2016
Alle Rechte vorbehalten.
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Diese Publikation wurde begutachtet.
www.peterlang.com
P. Gregorio Lang OSB
(1884-1962)
magistro humanissimo
sacrum
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Vorwort
Autoritative Texte erheben Wahrheits- und Geltungsansprü-
che. Doch diese Ansprüche werden unter Umständen frag-
würdig. Etwa dann, wenn der Wortlaut der Texte mit den
veränderten Normen und Vorstellungen der Gesellschaft, in
der sie Gültigkeit beanspruchen, nicht mehr in Einklang zu
bringen ist. Dies gilt auch für die Bibel, insbesondere das Alte
Testament, dessen weithin anthropomorphe Gottesauffassung
frühchristliche Denker für unvereinbar halten mit ihrer der
Philosophie verdankten Idee der reinen und absoluten Spiri-
tualität Gottes. Den Interpreten der Schrift stellt sich damit die
Aufgabe, im Wortlaut eines biblischen Ausdrucks die der
ethisch und geistig sublimierten Gottesvorstellung angemes-
sene Bedeutung zu erschließen.
Das Problem findet seine Lösung durch die texthermeneu-
tische Denkfigur, in dem zu erklärenden Text eine die Ebene
des Wortsinns transzendierende Bedeutung vorauszusetzen
und diese Bedeutungsebene einer gedachten Welt zuzuord-
nen, die jenseits der empirischen Wirklichkeit liegt, mit die-
ser aber in einer ontologisch bzw. schöpfungstheologisch
begründeten Verbindung steht. Als Urbild-Abbild-Verhältnis
verstanden, ist diese Verbindung in erkenntnistheoretischer
und onomatischer Hinsicht bedeutsam: Erschließt die Ähn-
lichkeit der Sinnenwelt mit der Geistwelt dem Denken einen
Zugang zu dieser, so ermöglicht die Benennung der Geistwelt
durch die Übertragung von Ausdrücken der Sinnenwelt, dass
über die Geistwelt gesprochen werden kann. Die von Augusti-
nus zur Tropus-Bestimmung gebrauchten Prägungen „das ei-
ne durch das andere erkennen“ bzw. „das eine durch das
andere bezeichnen“ bringen dieses seins- und sprachherme-
neutisch grundlegende Verhältnis von Sinnenwelt und Geist-
welt, buchstäblichem und geistigem Schriftsinn prägnant zur
Sprache. Origenes sieht diese Zuordnung der beiden Welten
und Bedeutungsebenen in den Grundzügen nicht anders.
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Die Methode der Texterklärung, die von der Prämisse aus-
geht, dass bestimmte Ausdrücke eines autoritativen Textes
nicht wörtlich, sondern allegorisch zu verstehen seien, wird
bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Griechen in der
Homer-Allegorese angewandt. Im hellenisierten Judentum
nehmen Aristobulos und Philon aus Alexandreia diese Tech-
nik in den Dienst der Pentateuch-Exegese und geben sie an
die Alexandriner Klemens und Origenes weiter.
Die moderne Forschung hat in zahlreichen Beiträgen und mit
unterschiedlicher Bewertung wesentliche Teilbereiche der ori-
genischen Schrifthermeneutik untersucht. Kaum thematisiert
hat sie bislang jedoch die Analyse des „Wurzelwerks“ dieser
Hermeneutik.
Zu denken ist hier an die grammatisch-rhetorische Lehre von
den Tropen und an deren philosophisch vertiefte ontologisch-
logische Prinzipien: die Begriffe der Similarität, der Konti-
guität, der Kontrarität, der Analogie und der Homonymie. Zu
denken ist weiter an die mit diesem Untersuchungsaspekt ver-
bundenen Fragen nach den sprachpragmatischen Bedingun-
gen der Tropizität, nach der Methode ihrer exakten Feststel-
lung und nach ihrer Differenzierung im Hinblick auf die bei-
den Bedeutungsebenen: den „körperhaften“ und den geistigen
Schriftsinn.
Zu diesem Problemfeld gehört schließlich auch noch die Fra-
ge nach dem erkenntnistheoretischen Status des Tropus und
der Erkenntnisleistung der Tropologie.
Origenes’ Hermeneutik und Exegese im Horizont dieses Fra-
genkomplexes zu untersuchen – dies ist das Thema des vorlie-
genden Buches. Sollten dessen Leser darüber hinaus in Ori-
genes’ Forderung und Praxis, die Bibel insgesamt bis ins
Kleinste hinein ernst zu nehmen und zu erforschen, eine Mah-
nung sehen an eine Theologie und mithin Kirche, die, ver-
meintlich modern, in Wahrheit dem herrschenden Zeitgeist er-
geben, die Heilige Schrift herabwürdigt zu einem Steinbruch
der Beliebigkeit, so würde ich nicht widersprechen.
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Der Beitrag steht thematisch im Zusammenhang mit meinem
2011 in den „Wiener Studien“ publizierten Aufsatz „Augus-
tins Tropus-Begriff“ und erhellt somit auch die alexandrini-
sche Tradition, in der Augustins tropologische Hermeneutik
steht.
Für die Fertigstellung der Druckvorlage danke ich vielmals
Herrn Michael Roslon (Essen).
Ganz herzlichen Dank sage ich meiner Frau für ihre selbstlose
Hilfe beim Lesen der Korrekturen.
Gewidmet ist das Buch dem Andenken P. Gregor Langs OSB,
meines unvergesslichen Lehrers am Benediktinergymnasium
bei St. Stephan in Augsburg.
Essen und Steinhagen, im September 2015 Dieter Lau
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Description:Der Autor thematisiert die Funktion der Tropologie in Origenes’ Hermeneutik und Exegese. Er behandelt dessen Tropus-Begriff, Methodologie und Zeichentheorie. In diesem Kontext klärt er die Methode des Alexandriners, biblische Ausdrücke nach dem heuristischen Prinzip der doppelten Bezugswelt als