Table Of ContentAkteure der Außenpolitik
Herausgegeben von
T. Jäger, Köln, Deutschland
In der Reihe „Akteure der Außenpolitik“ werden einfl ussreiche Politiker vor-
gestellt. Dabei wird ihr außenpolitisches Denken und Handeln systematisch
dargestellt und analysiert.
Herausgegeben von
Th omas Jäger
Köln, Deutschland
Kerstin Brauckhoff
Irmgard Schwaetzer (Hrsg.)
Hans-Dietrich
Genschers Außenpolitik
Herausgeber
Kerstin Brauckhoff Irmgard Schwaetzer
Berlin, Deutschland Berlin, Deutschland
ISBN 978-3-658-06650-5 ISBN 978-3-658-06651-2 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-06651-2
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Titelbild: Hans-Dietrich Genscher, © Helmut R. Schulze
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
I Th eoretischer Teil
Verantwortliche Interessenpolitik.
Eine Defi nition Liberaler Außenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Hans-Dieter Heumann
Praktizierte Verantwortungspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Richard von Weizsäcker
Liberalismus vs. Realismus.
Der Versuch einer Einordnung des „Genscherismus“ in die Th eorie
der internationalen Beziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Siegfried Schieder
Das Geheimnis des „Genscherismus“. Genese, Möglichkeiten und
Grenzen eines außenpolitischen Konzepts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Eckart Conze
Gate-Crashing beim Bundeskanzler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Wolfgang Ischinger
6 Inhalt
II Praktischer Teil
Der Brückenbauer Hans-Dietrich Genscher ............................ 93
Klaus Kinkel
„Nun wird er Außenminister, und Außenpolitik ist gewiß nicht seine
erste Profession.“ – Hans-Dietrich Genschers Anfänge als
Außenminister und die Weltordnung zu Beginn seiner Amtszeit .......... 97
Andrea Wiegeshoff
Die Verhandlungen um die Freiheit Namibias (1977–1990 als Vorstufe
zur friedlichen Überwindung der Apartheid in Südafrika ............... 119
Hans-Joachim Vergau
Realistische Entspannungspolitik, multilaterale Deutschlandpolitik.
Der Weg zur KSZE-Schlussakte von Helsinki, 1974–1975 ................ 125
Petri Hakkarainen
Genscher und der NATO-Doppelbeschluss ............................. 141
Klaus Wittmann
„Je kürzer die Reichweite, umso toter die Deutschen.“ .................. 167
Frank Elbe
Liberale Europapolitik? Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher
und der Weg zur Einheitlichen Europäischen Akte (1981-1986) ........... 173
Agnes Bresselau von Bressensdorf
Neues Denken im Osten. Das Ende des Ost-West-Konflikts (1985–1989) ... 193
Christian Hacke
Der Kommunikator ................................................ 203
Richard Kiessler
Deutschland und Europa. Grundzüge der Außenpolitik Genschers
1989 bis 1992 ...................................................... 209
Gerhard A. Ritter
Inhalt 7
Der Weg zur deutschen Einheit. Die „deutsche Frage“ als roter Faden
in der Politik Hans-Dietrich Genschers ................................ 245
Andreas Wirsching
Der ‚human factor‘ in Hans-Dietrich Genschers Politik ................. 265
Harald Braun
III Ausblick
Interview zwischen Hans-Dietrich Genscher und Gerd Appenzeller;
7. Juli 2014, Berlin ................................................... 273
Hans-Dietrich Genscher als Elder Statesman ......................... 289
Hans-Dieter Lucas
Autorinnen und Autoren ............................................. 293
Einleitung
Am 9. November 2014 jährt sich zum 25. Mal der Fall der Berliner Mauer. Ein
Vierteljahrhundert ist seitdem vergangen. Und dennoch ist dieser Tag in seiner
Dramatik und mit seinen Folgen vielen Deutschen, aber auch vielen Menschen in
Europa und darüber hinaus in besonderer Erinnerung geblieben. Denn der 9. No-
vember 1989 bildete einen der wichtigsten Grundsteine für die Wiedervereinigung
Deutschlands. Nun sollte es nur noch einige Monate dauern, bis am 3. Oktober
1990 die deutsche Teilung und damit die Teilung Europas überwunden wurde.
Es war erreicht, was 1970 noch als scheinbar illusionäres politisches Ziel der
Bundesrepublik Deutschland wie folgt formuliert war: „Im Zusammenhang mit der
heutigen Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland
und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken beehrt sich die Regierung der
Bundesrepublik Deutschland festzustellen, dass dieser Vertrag nicht im Wider-
spruch zu dem politischen Ziel der Bundesrepublik Deutschland steht, auf einen
Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken, in dem das deutsche Volk in freier
Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt.“ (Brief zur deutschen Einheit,
1970; vgl. Beitrag von Andreas Wirsching in diesem Band). Dieser Brief der Bun-
desregierung, der anlässlich der Unterzeichnung des Moskauer Vertrages am 12.
August 1970 an die sowjetische Regierung überreicht wurde, war Voraussetzung
für die Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und der DDR. Und er bildete den Ausgangspunkt einer neuen Politik
der Annäherung zwischen den beiden deutschen Staaten.
Der Verfasser dieses Briefes war der damalige Innen- und Verfassungsminister
Hans-Dietrich Genscher. Er formulierte mit diesem Brief den ersten Schritt für
den Weg zu dem Ziel, auf dem auch er am 9. November 1989 eine große Etappe
geschafft hatte und das er am 3. Oktober 1990 schließlich erreicht haben sollte: die
freie und friedliche Wiedervereinigung Deutschlands in einem geeinten Europa
und die Sicherung des Friedens in Europa. Diese Ziele waren es, die Hans-Dietrich
K. Brauckhoff, I. Schwaetzer (Hrsg.), Hans-Dietrich Genschers Außenpolitik, Akteure der
Außenpolitik, DOI 10.1007/978-3-658-06651-2_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
10 Einleitung
Genscher in seiner gesamten politischen Laufbahn verfolgte. Und die sich wie ein
roter Faden auch durch seine Amtszeit als Außenminister der Bundesrepublik
ziehen. Für Genscher waren sie wesentliche Bestandteile seiner werteorientierten
Außenpolitik. Denn Sicherheit, Freiheit und demokratische Selbstbestimmung
waren und sind die Werte, für die er sich als liberaler Politiker engagiert und mit
denen er sich als Mensch identifiziert. Hans-Dietrich Genscher hatte die Chance,
seine persönlichen und politischen Ideen von liberaler Politik in die Realität um-
zusetzen. Und er nutzte diese Chance verantwortungsvoll und partnerschaftlich
im Zusammenspiel mit den Staaten Europas und weit darüber hinaus. Wichtig war
ihm dabei immer, alle Beteiligten in seine Politik einzubeziehen. Denn Genscher
handelte nach der Devise: Nur wenn es den anderen Staaten gut geht, kann es
Deutschland gut gehen. Entsprechend gestaltete sich seine Außenpolitik. Gen-
scher fühlte sich in die Bedürfnisse und Befindlichkeiten anderer Staaten hinein,
er respektierte nationale Besonderheiten und fand Wege, auf diese einzugehen.
So konnte es ihm gelingen, im Verbund mit anderen Nationen seine Ziele für die
deutsche Außenpolitik umzusetzen. Und so konnte er schließlich auch das Ziel der
Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit umsetzen.
Wie Hans-Dietrich Genscher seine Außenpolitik genau gestaltete, wie er seine
politischen Interessen und Ziele verfolgte und wie er sein Amt und die Außenpo-
litik der Bundesrepublik prägte, wird in dem vorliegenden Sammelband ausführ-
lich nachvollzogen. Dreh- und Angelpunkt ist die Fragestellung, was die Politik
Hans-Dietrich Genschers als liberale Politik auszeichnet, was seine Vorstellungen
von wertorientierter Außenpolitik mit liberaler Politik gemeinsam haben und wie
sich diese auf die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland ausgewirkt haben.
In einem ersten theoretischen Teil wird zunächst versucht, eine Definition
liberaler Außenpolitik zu formulieren. Dabei legt der Autor, Hans-Dieter Heu-
mann, zunächst eine normative Analyse liberaler Außenpolitik vor, bevor die so
gefundene Definition an verschiedenen historischen Persönlichkeiten liberaler
Außenpolitik gemessen wird. Auf diese Weise wird ein Bogen liberaler Außen-
politik von Stresemann bis Genscher gespannt und die Kontinuität im Handeln
der Politiker aufgezeigt. Eine Einordnung des Liberalismus in die Theorie der
internationalen Beziehungen und eine Abgrenzung zum Realismus erfolgt im
nächsten Beitrag von Siegfried Schieder. Den Abschluss des theoretischen Teils
bildet eine Darstellung des Politikstils Hans-Dietrich Genschers. Eckart Conze
zeigt hier auf, wie Genscher seine Ziele umgesetzt hat und auf welchem Wege er
liberale Werte in die Außenpolitik hineingetragen hat. Dabei wird deutlich, dass
Genscher die Instrumente der Politik auf eine sehr spezielle und individuelle Art
und Weise genutzt hat, die ihm mit dem Schlagwort „Genscherismus“ nicht immer
nur positive Rückmeldungen beschert hat.