Table Of ContentMedien · Kultur · Kommunikation
Andreas Hepp · Sebastian Kubitschko
Inge Marszolek Hrsg.
Die mediatisierte
Stadt
Kommunikative Figurationen
des urbanen Zusammenlebens
Medien • Kultur • Kommunikation
Reihe herausgegeben von
A. Hepp, Bremen, Deutschland
F. Krotz, Bremen, Deutschland
W. Vogelgesang, Trier, Deutschland
M. Hartmann, Berlin, Deutschland
Kulturen sind heute nicht mehr jenseits von Medien vorstellbar: Ob wir an unsere
eigene Kultur oder ,fremde‘ Kulturen denken, diese sind umfassend mit Prozes-
sen der Medienkommunikation verschränkt. Doch welchem Wandel sind Kul-
turen damit ausgesetzt? In welcher Beziehung stehen verschiedene Medien wie
Film, Fernsehen, das Internet oder die Mobilkommunikation zu unterschiedlichen
kulturellen Formen? Wie verändert sich Alltag unter dem Einfluss einer zuneh-
mend globalisierten Medienkommunikation? Welche Medienkompetenzen sind
notwendig, um sich in Gesellschaften zurecht zu finden, die von Medien durch-
drungen sind? Es sind solche auf medialen und kulturellen Wandel und damit ver-
bundene Herausforderungen und Konflikte bezogene Fragen, mit denen sich die
Bände der Reihe „Medien – Kultur – Kommunikation“ auseinandersetzen. Dieses
Themenfeld überschreitet dabei die Grenzen verschiedener sozial- und kulturwis-
senschaftlicher Disziplinen wie der Kommunikations- und Medienwissenschaft,
der Soziologie, der Politikwissenschaft, der Anthropologie und der Sprach- und
Literaturwissenschaften. Die verschiedenen Bände der Reihe zielen darauf, aus-
gehend von unterschiedlichen theoretischen und empirischen Zugängen, das
komplexe Interdependenzverhältnis von Medien, Kultur und Kommunikation in
einer breiten sozialwissenschaftlichen Perspektive zu fassen. Dabei soll die Reihe
sowohl aktuelle Forschungen als auch Überblicksdarstellungen in diesem Bereich
zugänglich machen.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12694
Andreas Hepp · Sebastian Kubitschko
Inge Marszolek
(Hrsg.)
Die mediatisierte Stadt
Kommunikative Figurationen
des urbanen Zusammenlebens
Herausgeber
Andreas Hepp Inge Marszolek
ZeMKI ZeMKI
Universität Bremen Universität Bremen
Bremen, Deutschland Bremen, Deutschland
Sebastian Kubitschko
ZeMKI
Universität Bremen
Bremen, Deutschland
Medien • Kultur • Kommunikation
ISBN 978-3-658-20322-1 ISBN 978-3-658-20323-8 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20323-8
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In Erinnerung an Inge Marszolek
Inhalt
Einleitung: Die mediatisierte Stadt. Kommunikative Figurationen
des Urbanen .......................................................... 1
Andreas Hepp, Sebastian Kubitschko und Inge Marszolek
I Geschichte der mediatisierten Stadt
Medien und Stadt. Kohärenz-Regime im audiovisuellen 20. Jahrhundert .... 19
Adelheid von Saldern
Stadt, Heimat, Region. Cross-mediale Konstruktionen im Hamburg
der 1950er Jahre ..................................................... 39
Inge Marszolek, Yvonne Robel und Lisa Spanka
Deutungen des Hanseatischen in Hamburger Zeitungen als Kennzeichen
einer mediaisierten Stadt. Eine Analyse der 1920er bis 1960er Jahre ........ 55
Lu Seegers
„Provinzblättchen“ zwischen linksalternativer Vergemeinschaftung
und lokalpolitischer Provokation. Jugendzentrums- und
Alternativzeitungen in westdeutschen Klein- und Mittelstädten
der 1970er Jahre ..................................................... 69
David Templin
VII
VIII Inhalt
II Vergemeinschaftung in der mediatisierten Stadt
Zusammenleben in der mediatisierten Stadt. Die kommunikativen
Figurationen der urbanen Vergemeinschaftung junger Menschen .......... 89
Andreas Hepp, Piet Simon und Monika Sowinska
Städtische Raumpioniere, kommunikative Figurationen und
Raum(re)konstruktionen in Quartieren ................................ 121
Gabriela B. Christmann
Rhythmen und Medien der Stadt. Beobachtungen über den Gebrauch
des Mobiltelefons ................................................... 139
Joachim R. Höflich
Diesseits der Smart City. Visionen und Figurationen der mobilen Stadt .... 155
Regine Buschauer
III Bewegungen in der mediatisierten Stadt
„Smart City“ und „Civic Tech“. Urbane Bewegungen im Zeichen
der Digitalisierung? ................................................. 177
Christoph Bieber
Semiöffentlichkeit und politische Mobilisierung. Social Media in der
mediatisierten Stadt ................................................. 195
Ulrike Klinger
Repair Cafés. Orte urbaner Transformation und Vergemeinschaftung
der Reparaturbewegung ............................................. 211
Sigrid Kannengießer
Einleitung: Die mediatisierte Stadt
Kommunikative Figurationen des Urbanen
Andreas Hepp, Sebastian Kubitschko und Inge Marszolek
1 Die mediatisierte Stadt:
Annäherung an ein Forschungsfeld
Betrachtet man europäische Städte der Gegenwart, ist sofort augenfällig, in welchem
Maße diese mediatisiert sind: In Straßen- und U-Bahnen lesen die Mitfahrenden
nicht nur Zeitung und Bücher; viele sind zum Schreiben von Textnachrichten, zum
Telefonieren und Informieren über das aktuelle politische Geschehen mit ihren
Mobiltelefonen befasst. Monitore in den Straßen- und U-Bahnen informieren
nicht nur über die nächsten Haltestellen, sondern werben auch für die verschie-
densten Produkte und lokale News. Ein Gehen durch die Straßen der Stadt führt
an (Multiplex-)Kinos, Telefon-Läden, Werbetafeln und immer wieder auch Orten
des „public viewing“ vorbei. Die heutige Stadt kennt nach wie vor – und trotz des
mobilen Internets – Internetcafés, Hack-Spaces und andere mit Medien durchzo-
gene Orte. Wir können an Kiosks Lokalzeitungen kaufen und selbst Obdachlose
– die heutzutage ebenfalls Handys besitzen – verkaufen alternative Stadtmagazine.
All dies sind nur wenige Beispiele dafür, in welchem Maße Urbanität und Stadt
mediatisiert sind.
Während das Phänomen der mediatisierten Stadt in diesem Sinne aus einer
Alltagsperspektive augenfällig ist, findet die wissenschaftliche Auseinandersetzung
damit im deutschsprachigen Raum sehr separiert statt: Die Geschichtswissenschaft
nähert sich der historischen Dimension des Phänomens an. Die Kommunikations-
und Medienwissenschaft befasst sich mit Einzelfragen wie Stadtöffentlichkeit und
ortsbezogenen Medien. In der Politikwissenschaft findet eine verstärkte Diskussion
um die heutigen „smart cities“ und ihre tiefgreifende Mediatisierung durch digitale,
Daten generierende Medien statt. Und die Stadtsoziologie hat die Rolle von Medien
beispielsweise für urbane Bewegungen entdeckt. Einen stärker integrierten Diskurs
um das Phänomen der mediatisierten Stadt findet man allerdings kaum.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 1
A. Hepp et al. (Hrsg.), Die mediatisierte Stadt, Medien • Kultur• Kommunikation,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20323-8_1
2 Andreas Hepp, Sebastian Kubitschko und Inge Marszolek
Dies war der Ausgangspunkt dafür, am 4. und 5. Dezember 2015 vom For-
schungsnetzwerk „Kommunikative Figurationen“ zu einem interdisziplinären
Workshop zur mediatisierten Stadt am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und
Informationsforschung der Universität Bremen einzuladen. An diesem Workshop
nahmen Vertreterinnen und Vertreter der oben genannten Disziplinen teil, um
aus ihrer Sicht die (tiefgreifende) Mediatisierung der europäischen Stadt zu dis-
kutieren und dabei die Frage zu erörtern, in welchem Maße eine Annäherung an
das Phänomen aus figurationsanalytischer Sicht hilfreich ist. Dieser Band umfasst
in überarbeiteten, die gemeinsamen Diskussionen reflektierenden Fassungen die
Beiträge dieses Workshops. Diese sind zum einen im geschichtswissenschaftlichen
Forschungsstand um die Mediatisierung der Stadt verortet, zum anderen in der so-
zial- und kulturwissenschaftlichen Medien- und Kommunikationsforschung hierzu.
2 Die mediatisierte Stadt: Eine historische Annäherung
In der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft wurde die Bedeutung der Medien
für gesellschaftliche Entwicklungen lange Zeit vernachlässigt. So erinnert unter an-
derem Bösch (2015) daran, dass Massenmedien meist als unseriös und nicht objektiv
klassifiziert wurden. Die wenigen Ausnahmen waren entweder eher randständig
in der Geschichtswissenschaft oder waren selbst keine Historiker (Schildt 1996).
Zugleich ist festzustellen, dass in der Medien- und Kommunikationswissenschaft
historische Perspektiven oft außenvor gelassen wurden und stattdessen ein starker
Fokus auf digitale und zeitgenössische Entwicklungen gelegt wurde. Spätestens
seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre ist jedoch eine deutliche Dynamisierung
in diesen Forschungsfeldern zu beobachten. So publizierten Führer, Schildt und
Hickethier zum Beispiel den programmatischen Aufsatz „Öffentlichkeit – Medien
– Geschichte“ in dem sie Mediengeschichte als „besonders florierendes Forschungs-
feld“ (Führer, Hickethier und Schildt 2001, S. 1) beschreiben. Insbesondere Arbeiten
aus den Cultural Studies von Stuart Hall (1997), John Fiske (1994) und weitere
Vertretern der Birmingham School sowie das Repräsentationskonzept von Roger
Chartier (1994), inspirierten verschiedene deutsche Medienhistoriker, die Bedeutung
der Massenmedien näher in den Blick zu nehmen. In diesem Rahmen verlagerte
sich das Forschungsinteresse weg von Medienorganisationen, der Geschichte des
Journalismus und Propaganda, insbesondere in der Nazizeit, hin zu der vielfälti-
gen Rolle von Medien in der Gesellschaft im Allgemeinen (siehe Bobrowsky und
Langenbucher 1987; Daniel und Schildt 2010; Bösch 2015) und im urbanen Kontext
im Besonderen (Saldern 2006; Zimmermann 2012).