George Berkeley 1685–1753

199 Pages·1989·11.079 MB·German

by  Dr. Wolfgang Breidert (auth.)

Vita Mathematica
Band 4
Herausgegeben
von Emil A. Fellmann
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GEORGE BERKELEY, Bischof von Cloyne.
George Berkeley
1685-1753
von Wolfgang Breidert
1989 Birkhauser Verlag
Basel . Boston . Berlin
Adresse des Autors:
Dr. Wolfgang Breidert
Institut fUr Philosophie der Universitiit Karlsruhe
Postfach 6980, D-7500 Karlsruhe
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Breidert, Wolfgang:
George Berkeley: 1685-1753/ von Wolfgang Breidert. - Basel;
Boston; Berlin: Birkhiiuser, 1989
(Vita mathematica ; Bd. 4)
ISBN-13: 978-3-0348-7249-2 e-ISBN-13: 978-3-0348-7248-5
DOl: 10.1007/978-3-0348-7248-5
NE:GT
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Wort>, Miinchen, wahrgenommen.
© Birkhiiuser Verlag Basel, 1989
Softcover reprint of the hardcover I st edition 1989
Typografie und Umschlag: Albert Gomm
Maquette: Timon Tschudi
ISBN-13: 978-3-0348-7249-2
FUR JANKA UNO TILO
Inhalt
Vorwort ... 9
Abkiirzungen 10
Biographie 11
1 Schule und Studium 11
2 Die ersten philosophischen Publikationen 22
3 London, Italienreisen . . 31
4 Das «Bermuda-Projekt» . 46
5 Riickkehr aus Amerika . 62
6 Bischof von Cloyne . . . 71
7 Das Teerwasser und die letzten Jahre 74
Zu einzelnen Schriften Berkeleys
1 Arithmetica und Miscellanea mathematica. . . . . 83
2 Philosophisches Tagebuch und die ersten Vortrage 90
3 Der Analyst . . . . . . . . . . . . . . . . 99
4 Die unmittelbaren Erwiderungen auf den Analyst 109
Texte
1 Uber das algebraische Spiel 125
2 Uber die Gezeiten der Luft 140
3 Beschreibung der Hahle von Dunmore 144
4 Der Ausbruch des Vesuv ..... . 153
5 Zum Vulkanismus 157
6 BERKELEY an PRIOR iiber Versteinerungen 161
7 Uber Erdbeben ........... . 164
8 Brief iiber GEORGE BERKELEY von seiner Frau 166
Anmerkungen . . 169
Litera turverzeichnis 180
Personenverzeichnis . 190
Verzeichnis der Abbildungen 198
Chronologie . . . . . . . 200
Vorwort
Diese Biographie BERKELEYS beansprucht nicht, eine umfassende
Darstellung aller Aspekte dieser faszinierenden Personlichkeit und des
zugehorigen Werkes zu geben, sondern betont bewuGt die Seiten, die
geeignet sind, das Verstiindnis seiner Beitriige zur Entwicklung der
Wissenschaften im 18. lahrhundert zu fordern. Dabei wurde der
Schwerpunkt auf die Diskussionen iiber die Grundlagen der Mathe
matik gelegt. Die folgende Darstellung unterstreicht also gerade die
Ziige BERKELEYS, die in den anderen Darstellungen nur beiliiufig
behandelt werden, wenn man sie nicht ganz vernachliissigt. Vor allem
im deutschsprachigen Raum wurde BERKELEY immer wieder unter
schiitzt oder miBachtet
1.
Wiihrend der Vorbereitung zu diesem Buch erschien eine aus
gezeichnete BERKELEY -Monographie von AREND K ULENKAMPFF 2.
Leser, die sHirker an der Philosophie BERKELEYS interessiert sind, seien
auf diese Schrift verwiesen. Ob es mehr als ein gliicklicher Zufall ist,
daG innerhalb so kurzer Zeit nach fUnfzig lahren Pause gleich zwei
deutschsprachige Biicher iiber BERKELEY erscheinen, wird sich in der
Zukunft zeigen.
Die Ubersetzungen der Zitate und der Texte im Teil III stam
men, wenn nicht anders angegeben, von mir.
Ich danke allen, die an der Entstehung dieses Buches direkt
oder indirekt mitgewirkt haben, insbesondere DAVID BERMAN (Dub
lin) und RAYMOND W. HOUGHTON (Dublin), die mir in so entgegen
kommender Weise das Bildmaterial ihres Buches Images zur VerfU
gung stellten und mir mit Informationen behilflich waren, und B. P.
VERMEULEN (Nijmegen) fUr seine konstruktive Kritik. Ich danke fer
ner der National Gallery of Ireland fUr die Reproduktion eines Bildes
sowie den Mitarbeitern der London University Library, der Badi
schen Landesbibliothek und der Universitiitsbibliothek Karlsruhe, die
mich freundlich unterstiitzt haben. SchlieBlich gilt mein Dank dem
Birkhiiuser Verlag und dem Herausgeber der Vita Mathematica,
Dr. E.A. FELLMANN.
Karlsruhe, im Friihjahr 1988 WOLFGANG BREIDERT
Abkiirzungen
Works G. Berkeley, Works, ed. A. A. Luce and T. E. Jessop, 9 vols. Edin
burgh 1948~1957, Nachdruck Nendeln 1979.
LL A. A. Luce, The Life o(George Berkeley, London etc. 1949, Nach
druck New York 1968.
Rand B. Rand, Berkeley and Percival ~ The Correspondence. Cambridge
1914.
SMP G. Berkeley, Schriften iiber die Grundlagen der Mathematik und
Physik, hrsg. v. W. Breidert, Frankfurt a.M. 1969 und 1985.
TV G. Berkeley, Essay tOirards a Nell' Theory of Vision (Versuch tiber
eine neue Theorie des Sehens) 1709, in: Works I, pp. 159~239
(deutsch: Versuch tiber eine neue Theorie des Sehens. hrsg. von
W. Breidert, Hamburg 1987).
LBG G. W. Leibniz, Del' Briefll'echsel mit Mathematikern, Berlin 1899,
N achdruck Hildesheim 1962.
LMG G. W. Leibniz, Mathematische Schri/ien, hrsg. v. C. 1. Gerhardt,
Halle 1849 ~ 1863, N achdruck Hildesheim 1962.
LPG G. W. Leibniz, Die philosophischen Schriften, hrsg. v. C. 1. Gerhardt,
Berlin 1875~1890, Nachdruck Hildesheim 1965.
Images Houghton, Raymond W./Berman, David/Lapan. Maureen T.: Images
of Berkeley, Foreword by John Kerslake, Dublin (National Gallery
ofIreland, Wolfhound Press) 1986.
Biographie
1 Schute uDd Studium
Die ersten Biographen BERKELEYS stell ten ihn entweder als einen
weltfremden Sonderling dar, dessen Eigenartigkeit sich in zahlrei
chen Anekdoten niederschlug, oder entwarfen mit Stiitzung auf die
Aussagen der Familienangehorigen das Bild von einem «normalen»,
aber ausgezeichneten, ernstzunehmenden Menschen. A. A. LUCE,
der bisher griindlichste und noch immer maBgebende Biograph BER
KELEYS, war der Uberzeugung, das Bild des Sonderlings sei ein durch
die BERKELEY-Gegner gemaltes Zerrbild, und man mtisse den Berich
ten aus der Familie mehr Glauben schenken. Dementsprechend ent
stand bei LUCE ein recht wohlwollendes BERKELEY-Bild. Vielleicht
darf man aber doch grundsatzliche Zweifel daran haben, daB Fami
lienmitglieder immer objektiv tiber ihre Angehorigen berichten.
Moglicherweise ist in solchen Berichten manches «geschont», urn
«das eigene Nest nicht zu beschmutzen». Es konnte also rats am sein,
beiden Seiten mit groBer Vorsicht zu begegnen. Anekdoten sagen oft
auch dann etwas tiber eine Personlichkeit aus, wenn sie nicht wahr
sind, denn nicht jedem wird jede Anekdote «angehiingt». Deswegen
wurden auch die beriihmten BERKELEY-Anekdoten beriicksichtigt,
auch wenn sie in der vorliegenden Form wohl erfunden sind.
GEORGE BERKELEY wurde am 12. Miirz 1685 (nach dem alten
englischen Kalender 1684), also im gleichen Jahr wie JOHANN SEBA
STIAN BACH und GEORG FRIEDRICH HANDEL, in Kilcrene in der Ge
gend von Kilkenny im stidlichen Irland geboren. Uber seine Vorfah
ren ist nur wenig bekannt, doch war er ein Ire englischer Ab
stammung. Sein GroBvater viiterlicherseits war aus England nach
Irland gekommen und in Belfast Steuereinnehmer gewesen, doch der
Enkel verstand sich selbst nicht mehr als Engliinder, sondern als Ire.
GEORGES Vater, WILLIAM BERKELEY, war u. a. ebenfalls Steuerein
nehmer und ein zwar nicht sehr reicher, doch wohlhabender und
angesehener protestantischer Gutsbesitzer. Immerhin konnte er drei
seiner Sohne ein Universitatsstudium absolvieren lassen. Der Name
12
GEORGE BERKELEY
Abb.2
Dysart Castle bci Thomastown, Grafschaft Kilkenny.